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Frankfurt Marathon
Ort: Frankfurt am Main
Zeit: 1 x pro Jahr (traditionell am letzten Oktoberwochenende)
Anzahl der Gäste: ca. 27.000 Teilnehmer*innen und 400.000 Zuschauer*innen an der Strecke
Institution: motion events GmbH
Tatenbank-Maßnahmen in diesem Fallbeispiel:
Der Mainova Frankfurt Marathon wurde 1981 aus der Taufe gehoben und ist damit der älteste deutsche Stadtmarathon. Traditionell findet die Laufveranstaltung jedes Jahr am letzten Oktoberwochenende statt.
Zielgruppe sind sowohl Top-Athlet:innen als auch Breitensportler:innen. Zudem besuchen tausende Zuschauer:innen das Rahmenprogramm an der Laufstrecke, die durch die Frankfurter Stadtteile Sachsenhausen und Höchst führt. Auf dieser Strecke finden am Veranstaltungswochenende insgesamt fünf verschiedene Läufe statt, die alle im Zentrum der Veranstaltung, der zentral gelegenen Festhalle auf dem Gelände der Messe Frankfurt, starten und enden.
Das von der Agentur motion events veranstaltete Sportevent wurde im Jahr 2014 von “AIMS” (Association of International Marathons and Road Races) als weltweit grünster Marathon ausgezeichnet. Das Thema Nachhaltigkeit spielte für das Organisationsteam des Marathons bereits lange davor eine wichtige Rolle. Dies zeigt sich an der seir 2005 bestehenden Zusammenarbeit mit dem Verein Umweltforum Rhein-Main e.V. und dem Umweltamt der Stadt Frankfurt, mit dem ein Umweltschutzkonzept erarbeitet wurde.
Die Veranstalter:innen des Marathons wollen dadurch ein Vorbild für andere Veranstaltende werden und auch die Läufer:innen selbst zum nachhaltigen Handeln bewegen. So werden das Organisationsteam, die Helfer:innen und die Teilnehmenden über die Kommunikationskanäle der Veranstaltung auf ein umweltschonendes Handeln hingewiesen. Ziel ist es, dabei die Teilnehmenden bestmöglich zu sensibilisieren, sodass sie auch über die Veranstaltung hinaus nachhaltig agieren.
Eine große Sportveranstaltung mit hoher Teilnehmenden-Zahl kann auf diese Weise viele verschiedene Menschen erreichen und ihnen Nachhaltigkeit näher bringen. Gleichzeitig stehen die Veranstalter:innen in puncto Nachhaltigkeit vor Herausforderungen, wie der Realisation einer umweltfreundlichen Logistik und Mobilität an der Laufstrecke und der ressourcenschonenden Bereitstellung von Strom, Warmwasser für Duschen und Catering für die vielen Gäste und Läufer:innen. Der Frankfurt Marathon stellt sich diesen Herausforderungen mit nachhaltigen Catering-, Energie- und Mobilitäts-Konzepten, die sich nicht zuletzt durch den zentral gelegenen Veranstaltungsort sowie langjährige Partnerschaften und Kooperationen gut umsetzen lassen.
Das Thema Müll, das insbesondere an der Laufstrecke eine weitere Herausforderung Laufveranstaltungen darstellt, wird in den kommenden Jahren angegangen.
Energieerzeugung und Kompensation
Seit 2005 arbeiten die Veranstalter:innen des Marathons mit dem Umweltforum Rhein-Main zusammen, um den Umweltschutz bei Sportgroßveranstaltungen zu fördern. In Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und dem Energiereferat der Stadt Frankfurt entstand so die Idee, die Energie, die am Marathonwochenende für die Veranstaltung auf der Messe Frankfurt verbraucht wird, durch die Produktion von Sonnenenergie über das Jahr hinweg wiederzugewinnen – und somit die Produktion von Solarstrom zu stärken.
Die Veranstalter:innen haben inzwischen drei Photovoltaik-Module gekauft, zwei werden von einem Verein von Bürgersonnenkraftwerken betrieben, eines vom örtlichen Stromversorger Mainova. Diese produzieren zum heutigen Stand etwa zwei Drittel des auf dem Messegeländes durch die Veranstaltung benötigten Stroms.
Der Strom auf der Messe Frankfurt ist selbst auch aus erneuerbaren Quellen gewonnen und wird beim regionalen Anbieter Mainova bezogen. Außerdem werden für die Erwärmung des Duschwassers am Veranstaltungsort keine Dieselaggregate mehr eingesetzt. In Zusammenarbeit mit der Messe Frankfurt wurden statt dessen Leitungen verlegt, so dass die Duschen direkt aus dem Warmwasserkreislauf der Messe gespeist werden.
Ganzheitliches Cateringkonzept durch Kooperationen
Bei der Versorgung der Teilnehmer:innen setzen die Veranstalter:innen des Frankfurt Marathons auf langfristige Kooperationen mit festen Catering-Partnern und Initiativen.
Die Fattoria La Vialla, Partnerin der Pasta-Party am Frankfurter Marathonwochenende, ist ein Landgut in der Toskana, auf dem demeter-qualifizierte Lebensmittel hergestellt werden. Alle Erzeugnisse der Fattoria La Vialla stammen aus eigenem Anbau und Herstellung. So auch die rund 2 Tonnen Bio-Nudeln und 1.900 Liter Bio-Sauce der Fattoria La Vialla, die im Rahmen der Pasta-Party beim Frankfurt Marathon an die ca. 10.000 Teilnehmenden ausgeschenkt werden. Jede Portion Nudeln mit Soße verbraucht 430 Gramm weniger CO₂ als das vergleichbare Produkt eines konventionellen Herstellers. 2018 ergab sich hierbei beispielsweise eine Einsparung von 3078 kg CO₂ im Vergleich zu einem konventionellen Catering.
Auf der Strecke und im Zielbereich verpflegt die Sponsoringpartnerin Querbeet Bio Frischvermarktungs GmbH alle Teilnehmenden mit über 5,5 Tonnen Bio-Bananen und 1,2 Tonnen Bio-Äpfeln im Rahmen der Initative main bio läuft. Mit Bio-Obst konnte der CO₂-Fußabdruck der Streckenverpflegung im Vergleich zu konventioneller Ware um das Fünffache gesenkt werden.
Mobilitätskonzept: Zentrale Veranstaltungsstätte und Kompensation
Die Messe Frankfurt ist das Zentrum des Frankfurt Marathon und wurde von der Veranstalterin auch aufgrund ihrer Infrastruktur und hervorragenden Anbindung an den Hauptbahnhof und das S- und U-Bahn-Netz ausgewählt.
Start- und Zielgelände, Pasta-Party, Duschen, Kleiderbeutelabgabe und Startnummernausgabe befinden sich dort nur wenige Meter voneinander entfernt. Nur für den Staffelmarathon starten die rund 8.000 Läufer:innen natürlich nicht auf dem Gelände selbst sondern an ihren jeweiligen Wechselstationen. Der Transport von und zum Veranstaltungsgelände wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln realisiert, sodass auch hier die Emissionen möglichst gering gehalten werden. Die Wechselstationen wurden hierfür so ausgewählt, dass sich eine Haltestation in der unmittelbaren Nähe befindet und eine gute Verbindung vorhanden ist.
Eine Anreise der Teilnehmer:innen und Helfer:innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird von der motion Events GmbH durch kostenlose Tickets für das Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsbundes (RMV) unterstützt.
Alle Zeit- und Führungsfahrzeuge des Marathons sind mit Elektroantrieb ausgestattet. Transportfahrten werden im Vorfeld in einem minutiösen Plan erarbeitet und während der Veranstaltung kontrolliert, sodass unnötige Fahrten vermieden werden.
Um die trotz des ressourcenschonenden Mobilitätskonzeptes anfallenden Emissionen zu kompensieren, haben die Veranstalter:innen zudem auf dem Betriebsgelände der Catering-Partnerin Fattoria La Vialla in der Toscana ein gemeinsames Baumpflanzprojekt ins Leben gerufen. In zwei Jahren wurden jeweils 12.000 € für die Pflanzung von Olivenbäumen gespendet. Etwa 9000 Bäume wurden auf zwei Feldern gepflanzt. Die Bäume binden jährlich die Menge an CO₂, die von Seiten der Veranstalterin sowie für die Reisen der Topathlet:innen zum Rennen nach Frankfurt verursacht werden, verhindern Bodenerosion und regulieren den Wasserhaushalt.
Alle weiteren Teilnehmenden und die Zuschauer:innen werden über das Online-Tool des Partners raumobil dazu aufgerufen, die eigene Anreise ebenfalls zu kompensieren. Dies wird von etwa 600 Teilnehmenden jährlich genutzt.
Im engen Austausch mit der Stadt Frankfurt und den Entsorgungsunternehmen sollen über die nächsten Jahre weitere Themen wie die Reduktion von Müll angegangen und die jetzigen Maßnahmen weiter ausgebaut werden. Außerdem streben die Veranstaltenden an, Teilnehmende noch stärker über die eigenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu informieren und für das Thema im Allgemeinen zu sensibilisieren, z.B. indem während der so genannten „Grünen Woche“ jeden Tag ein anderes Thema digital (auf Facebook, Instagram, Newsletter, Homepage) in den Fokus gestellt wird und unter anderem zum Plogging (Joggen und währenddessen den Müll in der Stadt aufsammeln und richtig entsorgen) aufgerufen wird.
Unser Ziel ist es, den Frankfurt Marathon jedes Jahr etwas "grüner" zu gestalten. Wir hoffen, dabei auch den Zuschauer*innen, Teilnehmer*innen und anderen Veranstaltenden Anregungen geben zu können. Wir haben bei der Stadt Frankfurt angeregt, dass Veranstaltungen, die besondere Umweltmaßnahmen integrieren, gefördert werden. Ob dies umsetzbar ist, wird derzeit geprüft.“
Veronika Franz, motion events GmbH