Diskussionsrunde behandelt die Anliegen von GREEN EVENTS HAMBURG in der Markthalle
Knapp 50 Gäste folgten der Einladung anlässlich des 2-jährigen Netzwerkbestehens von GREEN EVENTS HAMBURG (GEHH) in die Markthalle und verliehen damit dem Thema persönlich Bedeutung.
Zwei Jahre Green-Events – Was ist passiert?
In einer Kurzpräsentation stellten die GEHH-Orgakreis-Mitglieder Helen Schepers und Thore Debor die Genese, Ziele und Struktur des Netzwerks vor. Sie erinnerten an die Anfänge im Herbst 2015, als bei der wissenschaftlichen Abschlusspräsentation zum Projekt „Altona goes green“ in Wilhelmsburg eine Gruppe von Gästen in der Behörde vor einer Stellwand mit sinnvollen Handlungsvorschlägen stand. Sie fragten sich gemeinsam: „Wie können wir die Handlungsvorschläge in die Tat umsetzen?“ Es galt die Arbeit der entwickelten Informationsplattform www.greenevents.hamburg fortzuführen und die ökologisch-soziale Transformation der Veranstaltungsbranche lokal zu intensivieren. Als Netzwerkplattform schafft Green Events Hamburg nun Begegnungsräume für Akteure. Hier können Hürden und Erfolgsfaktoren für nachhaltige Veranstaltungen ausgetauscht und bestenfalls Ideen und Impulse den Weg in die Umsetzung finden.
Bei jährlich zwei bis drei Veranstaltungen werden Akteure der Veranstaltungsszene, vom Getränkehersteller bis zum Festivalveranstalter, zusammengeführt. Nach einem Kick-off im Häkken im Februar 2016, folgte ein erstes Bar-Camp im April 2016, bei dem konkrete Projektideen entwickelt wurden. Wie beispielsweise die Idee eines stromfreien Festivals, welches in naher Zukunft umgesetzt werden soll.
Nach einer Diskussionsrunde beim Reeperbahn Festival und der einjährigen Bestehensfeier im Fundbureau begründete dann im März 2017 ein zweites Bar-Camp die Basis für den ersten Leitbild- und Strukturprozess. Resultat ist die Veröffentlichung des GEHH-Selbstverständnisses und der Struktur, die aus vier Ebenen besteht: Orgakreis, KomplizInnen, FreundInnen und interessierter Öffentlichkeit.
Als Ausblick konnte eine neue Unterseite für das Netzwerk und die Umsetzung eines Bar-Camp #3 im April 2018 verkündet werden. Dort sollen die politischen Handlungsfelder in den Fokus der Netzwerkarbeit gerückt werden.
Zu Gast in der Markthalle – Ein symbolischer Ort für mehr Nachhaltigkeit
Gastgeber und Hausherr Mike Keller (Geschäftsführer Markhalle) skizzierte anschließend den Weg des Veranstaltungszentrums in eine zukunftsfähige Ausrichtung, der auf die Implementierung eines Umweltmanagementsystem im ÖKOPROFIT abzielt.
Die Diskussionsrunde vervollständigten die weiteren Podiumsgäste: Medienunternehmer Frank Otto, Katja Roth als Leiterin der Markenpflege beim Hamburger Getränkehersteller fritz kola/Anjola.
Leider mussten – für GEHH überraschend – terminbedingt der Senator für Umwelt und Energie (BUE) und in dem Zuge auch Tobias Bergmann als Präses der Handelskammer kurzfristig absagen. Nachdem der Staatsrat der BUE Michael Pollmann am Veranstaltungstag erkrankte besetzte Kurt Maier (Leitung Bereich Nachhaltigkeit) als Vertreter des Vertreters den Podiumsplatz der Behörde.
Die Einstiegsfrage zur Skalierung (1 = gar nicht, 10 = bereits sehr nachhaltig) inwieweit die Event- und Veranstaltungsbranche bereits nachhaltig ausgerichtet ist, beantworteten die Gäste in einer kumulierten Erhebung von 1 bis 4 und machte den dringenden Handlungsbedarf offensichtlich.
Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Mike Keller hob die nötige Verbindungsarbeit zwischen Künstlern, Auftrittsorten und der Veranstaltungsbranche hervor und verwies darauf, dass nachhaltige Veranstaltung auch ökonomisch tragfähig sein müssen.
Katja Roth berichtete, wie das mittelständische Unternehmen Zeit und Geld investiert (z.B. in Form von Beratungsleistungen), um Umweltmanagementprozesse einzuführen. Seit einem Jahr ist eine Nachhaltigkeitsstelle personell besetzt, steuert Prozessmaßnahmen (wie z.B. Abfüllung und Logistik für verbrauchsnahe und klimafreundliche Abfüllung, kurze Transportwege und die konsequente Nutzung von Glas-Mehrwegflaschen) und bereitet auch eine künftige Nachhaltigkeitskommunikation vor. fritz kola sei ein Unternehmen, das auch politisch Stellung bezieht und verwies auf die Kampagne zum G20-Gipfel. Zudem erwähnte Frau Roth die Handlungsmuster von Konsumenten, die selten nachhaltige Schritte gezielt nachfragen würden.
Fotos: Bente Stachowske
Wie die Freie und Hansestadt Hamburg am Thema Nachhaltigkeit arbeitet
Kurt Maier brachte mehrfach die Senats-Drucksache vom 04.07.2017 „Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in Hamburg“ ins Gespräch ein, die neben einer Bestandsaufnahme – wo passt die Senatspolitik bereits mit den Zielsetzungen der Agenda 2030 überein – die Themen benennt, an denen in den nächsten Jahren konkret weitergearbeitet werden soll. Die Drucksache beinhaltet einen Hamburger Fahrplan zur Umsetzung der Agenda 2030. Unter anderem ist dort zum Austausch mit der Zivilgesellschaft die Einrichtung eines „Hamburger Nachhaltigkeitsforum“ vorgesehen.
Auf die Frage wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass künftig bei Vergaben von bei öffentlichen Flächen und Liegenschaften, neben Sicherheits- und Verkehrskonzepten auch ein Nachhaltigkeitskonzept abgefordert und bewertet wird, beantwortet Maier positiv. Künftig soll eine Green-Checkliste – unter Beratung von GEHH – entwickelt werden, die Muss- und bestimmte Kann-Kriterien beinhaltet. Der Senat kann dann über die Behörde auf die Bezirke eine verpflichtende Umsetzung einwirken.
Zudem verwies Herr Maier auf die Strategie der mehrjährigen Pionierförderung für eine nachhaltige Ausrichtung der altonale, um zukunftsfähige Lösungen („Die Stadt leitet Transformationen ein“) zu erproben. Eine Ausweitung dieses Förderansatzes sei – gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeitsstrategie der FHH – vorgesehen. Aus Sicht der Verwaltung in Hamburg existieren bereits ein ganzes Bündel von Pionieren, die kurz davor stehen, eine kritische Masse zu erreichen, um Angebote in der Breite sichtbar zu machen.
Graswurzelbewegung um das Thema in den Köpfen zu verankern
Medienunternehmer Frank Otto analysierte den Status als Graswurzelbewegung, die noch viel Arbeit vor sich hat, um sich in den Köpfen von Lenkern und Publikum zu verankern und betonte, dass z.B. das erwähnte Projektvorhaben eines Off Grid Festivals – ein stromfreies Festival – eine Chance sein kann, um die Art des Storytellings produktiv auf den Kopf zu stellen.
Veranstaltungsbranche als Multiplikator für nachhaltige Ideen nutzen
Bei der Öffnung des Plenums wurden von den Gästen zwei Appelle formuliert: Insbesondere die Kommunikationsleistung der Veranstaltungsbranche, als Katalysator für positive Energie, für eine Transformation zu nutzen. Die altonale sprach sich für Anstrengungen beim Thema Labeling & Sichtbarmachung von Nachhaltigkeits-Aktivitäten an.
Der Gesprächsfaden wird in der Behörde für Umwelt und Energie fortgeführt
Am Diskussionsende überbrachte Herr Maier öffentliche eine Gesprächseinladung der Behördenleitung, um noch in diesem Jahr über die konkreten Anliegen und Ideen des Netzwerks in Wilhelmsburg zu sprechen. Es wären dann knapp über zwei Jahre Dauer bis zur Rückkehr an den Ursprungsort – von der Stellwandsituation bis zum Senatorengespräch.
GEHH braucht Komplizinnen und Komplizen
Moderator Thore Debor verwies abschließend auf den bottom up Ansatz von GEHH und auf die Antragsformulare im frisch gedruckten Infoflyer, das auch online ausfüllbar (ganz nach unten scrollen) ist. Die Crowd entscheidet, mit welcher Kraft und Gewicht GEHH künftig auftreten kann und wird. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, dem ehrenamtlich tätigen Orgakreis, bspw. eine hauptamtliche Stelle begleitend zu finanzieren und die Schlagkraft des Netzwerks deutlich zu professionalisieren.
Beeindruckend zu beobachten war, dass nach Diskussionsbeschluss nahezu alle Gäste die Gelegenheit zum Netzwerken und Auswertungen bei einer kollegialen Getränkeeinnahme nutzen. Erste Formulare für FreundInnen und KomplizInnen wurden direkt am Abend ausgefüllt und überreicht.