Mehrweg

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Problematik

Veranstaltungen benötigen in der Regel große Mengen an Materialien: für Dekoration, Information und Give-Aways sowie für die gesamte Logistik rund um Beschilderung, Stände, Bühnen, Sitzmöglichkeiten und Sanitär. Viele Materialien sind dabei nur für die einmalige Nutzung konzipiert und landen danach im Müll.

Lösungsansatz

Die Veranstaltenden haben sich zum Ziel gesetzt, das Frühlingserwachen so zu organisieren, dass es ohne große Mengen an Abfall auskommt. Nach dem Grundsatz „Reduce, Reuse, Recycle“ (auf Deutsch „reduzieren, wiederverwenden, recyceln“) versuchen die Veranstaltenden zuallererst, ganz auf Materialien zu verzichten, sie zu leihen oder vor Ort Verfügbares zu nutzen, anstatt Neues zu kaufen. Dafür kooperieren sie mit verschiedenen Partner:innen, wie zum Beispiel mit Tentsetter, einem Zeltverleih aus Hamburg, oder Planten und Blomen, einem anderen Park in Hamburg, von denen sie Bierzeltgarnituren erhalten. Um die Druckauflage des Programmhefts möglichst gering zu halten, verbreiten die Veranstaltenden das Programm vor allem online und geben es nur auf Nachfrage in Papierform heraus. Auch Flyer werden nur auf Anfrage unter den Besucher:innen verteilt. Zahlreich wachsende Blumen aus dem Inselpark dienen als Dekoration. Einige Materialien lassen sich nicht leihen oder reduzieren und es braucht maßgeschneiderte, eingekaufte Lösungen. Hier achten die Veranstaltenden beim Kauf darauf, dass die Materialien wiederverwend- oder recycelbar sind und aus umweltverträglicher Herstellung stammen. So werden Banner ohne Datum gedruckt, damit sie im nächsten Jahr wiederverwendet werden können. Auch das Wegeleitsystem aus Holzpaletten von Zelt17 kann jedes Jahr wiedereingesetzt werden. Als Give-Away gab es 2022 eine Holzmedaille, gefertigt aus den Resten heimischer Hölzer in einem kleinen Familienunternehmen aus Süddeutschland. Die Veranstaltenden möchten außerdem die Lebensdauer der Materialien erhöhen und nutzen beispielsweise die Banner schon vorab als Werbung.

Herausforderungen

Für einige Bereichen lassen sich nur schwer nachhaltige Lösungen finden. So kommen beim Frühlingserwachen auch veranstaltungsspezifische Banner, wie zum Beispiel ein Banner mit der Programmübersicht, zum Einsatz. Diese können nicht wiederverwendet werden und landen nach dem Fest im Abfall. Druckerzeugnisse, wie Flyer und das Programmheft, sind zwar mit dem Blauen Engel zertifiziert und die Auflage ist gering, jedoch würden die Veranstaltenden gern komplett auf den Druck verzichten. Denn auch diese Materialien entsorgen die Besucher:innen in der Regel nach dem Fest im Müll.

Bilanz

Insgesamt sind die Veranstaltenden mit ihrem Beschaffungskonzept sehr zufrieden, denn sie kaufen fast nichts Neues ein und vermeiden so viel Abfall. Stattdessen nutzen sie die Gegebenheiten vor Ort oder kooperieren mit Partner:innen, um Materialien zu leihen oder bereits genutzten Gegenständen ein zweites Leben zu geben. Dies reduziert natürlich die Auswahl an Materialien und somit die Gestaltungsmöglichkeiten – die Dekoration fällt deshalb beispielsweise eher knapp aus.

Vision

Die Veranstaltenden möchten weiter kreative Lösungen erarbeiten und sich so neue Gestaltungsoptionen eröffnen. Eine Idee ist beispielsweise, Frühlingserwachen mit Upcycling-Kunstwerken – also Kunst aus Abfall oder ausgedienten Gegenständen – zu dekorieren. Eine weitere Idee ist, selber Bierzeltgarnituren und Zelte zu kaufen und diese wiederum an lokale Partner:innen zu verleihen, um Transportwege weiter zu reduzieren und das Netzwerk in Wilhelmsburg zu unterstützen.

Allgemeine Informationen zu den hier umgesetzten Maßnahmen findet ihr in den folgenden Kapiteln unserer Handreichung

7.1 Catering

7.2 Konsumverhalten

7.3 Mehrweg & Verpackung

Eine Holzmedaille, gefertigt aus den Resten heimischer Hölzer, war das Give-Away beim Frühlingserwachen 2022

Die Zelte für das Frühlingserwachen leihen die Veranstaltenden beim Hamburger Unternehmen Tentsetter.

Problematik

Ein nachhaltiges gastronomisches Angebot geht in der Regel mit erhöhten Kosten einher: Biologische und fair gehandelte Zutaten sind teurer als ihre konventionelle Alternativen und auch die Logistik fürs Spülen von Mehrweggeschirr ist mit zusätzlichen Ausgaben verbunden. Gleichzeitig sollten umweltfreundliche Speisen und Getränke für alle bezahlbar sein. Dies ist insbesondere im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg mit vielen einkommensschwachen Familien ein Spagat, den es zu meistern gilt.

Lösungsansatz

Die Veranstaltenden des Frühlingserwachens bieten deshalb nicht nur nachhaltige Gastronomie zu üblichen Preisen an, sondern haben zusätzlich Lösungen für vergünstigte umweltfreundliche Speisen und Getränke erarbeitet. Dafür haben sie verschiedene Partner:innen aus Wilhelmsburg mit ins Boot. So hat die Umweltorganisation BUND e. V. in 2022 Kaffee, Kuchen und selbstgepresste Säfte gegen Spende angeboten. Die KulturKapelle, eine Einrichtung für entwicklungspolitische Bildung, hat vegane und vegetarische Salate sowie Softgetränke zum Selbstkostenpreis verkauft. Die Veranstaltenden haben außerdem für alle Caterer einen Mindeststandard für nachhaltige Gastronomie entwickelt. Dieser fordert Mehrweglösungen, die Vermeidung von Lebensmittelabfällen und den Schwerpunkt auf vegetarische und vegane Speisen aus biologischen und fair gehandelten Zutaten. Statt Einweg-Verpackungen kommen beim Frühlingserwachen Servietten, von den Gästen mitgebrachte Becher und Mehrweggeschirr (in 2022 unter anderem Weckgläser und Holzbretter) zum Einsatz. Gespült wird das Mehrweggeschirrs dezentral an verschiedenen Orten in der Nähe des Parks, da es im Park keine passende Logistik gibt.

Herausforderungen

Es ist vor allem herausfordernd, lokale Caterer mit nachhaltiger Gastronomie zu finden. Die Veranstaltenden gehen jedoch mit verschiedenen Anbieter:innen ins Gespräch und erarbeiten individuelle Lösungen. So konnte Frühlingserwachen 2022 sogar einen konventionellen Stand gewinnen, der sein Angebot auf die Mindeststandards umstellte. Außerdem haben die Veranstaltenden 2022 den Transport des Kaffee-Fahrrads Kaffair nach Wilhelmsburg organisiert und allen Caterern Mindestumsätze garantiert, um das wirtschaftliche Risiko zu teilen.

Bilanz

Nachhaltige Gastronomie auf einer Veranstaltung anzubieten, ist eine Schwierigkeit; eine andere, diese auch für alle Besucher:innen bezahlbar zu machen. Indem die Veranstaltenden Essen und Trinken auch gegen Spende beziehungsweise zum Selbstkostenpreis verkaufen, können sie auch Menschen mit geringem Einkommen ein Angebot machen. Dieses Konzept hat sich bewährt und wird auch sehr positiv von den Besucher:innen aufgenommen. Bisher beschränkt sich das Angebot jedoch in erster Linie auf Getränke und süße Speisen. Um das Angebot auf weitere, vor allem herzhafte Gerichte auszuweiten, braucht es neue kreative Lösungen – nicht nur hinsichtlich des Preises, sondern auch mit Blick auf die Logistik fürs Spülen.

Vision

Um den Stadtteil bestmöglich einzubinden, möchte Frühlingserwachen beim Catering zukünftig noch mehr mit Partner:innen aus Wilhelmsburg kooperieren, wie beispielsweise mit dem Wälderhaus am Rand des Inselparks. Lokale Akteure erhalten so nicht nur zusätzliche Verdienstmöglichkeiten, sondern es werden auch Ressourcen eingespart, da bestehende Logistik genutzt wird und die Anfahrt entfällt. Idealerweise sind dies Caterer, die nicht nur umweltfreundliche Gastronomie anbieten, sondern auch auf der sozialen Ebene nachhaltig arbeiten.

Allgemeine Informationen zu den hier umgesetzten Maßnahmen findet ihr in den folgenden Kapiteln unserer Handreichung

7.1 Catering

7.2 Konsumverhalten

7.3 Mehrweg & Verpackung

Umweltfreundliche Mobilität ist eins von zwölf Handlungsfeldern beim Frühlingserwachen. Credits: Marlene Hoberger

Bei verschiedenen Mitmach-Aktionen können die Besucher:innen erleben, wie sie ihren Alltag nachhaltiger gestalten können. Credits: Marlene Hoberger

Problematik

Die Gastronomie auf Festivals verursacht viel Müll und dadurch hohe CO2-Emissionen: Getränke werden oft in To-Go-Bechern ausgegeben und selbst Teller aus nachhaltigen Rohstoffen sind nicht recyclebar, wenn sie zusammen mit Essensresten entsorgt werden. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft – das heißt eine Lösung mit Mehrweggeschirr – erfordert jedoch viel Planung. Denn die gesamte Infrastruktur, Logistik und Arbeitsabläufe von Großveranstaltungen müssen dafür umgerüstet werden. So steigt der Verpackungsmüll im Bereich der Gastronomie laut Umweltbundesamt jährlich an.

Lösungsansatz

Im Festivalzentrum der altonale mit eigener Gastronomie sind bereits seit einigen Jahren über 90 % der Becher Mehrweggefäße. Ein Problem waren bisher besucherreiche Tage: Kaffee konnte dann nicht mehr ausschließlich in Porzellantassen ausgegeben werden und Pappbecher kamen zum Einsatz. 2022 gab es deswegen eine Pilotphase mit RECUP für den Bereich Festival, in der der Einsatz von Mehrwegbechern des Start-ups erprobt wurde. Bei der Veranstaltung kulturfutter werden nicht nur die Getränke in Mehrwegbechern ausgegeben, sondern auch das Essen. Dies gelingt durch den Einsatz eine Spülinsel: 730 Sets von Mehrwegtellern inklusive dazugehörigem Besteck konnten so in 2022 gereinigt werden können. Kulturfutter bittet außerdem die Gäste, eigene Tupperdosen für die Mitnahme von übrig gebliebenem Essen mitzubringen.

Herausforderungen

Eine Ausweitung der Mehrweglösung scheitert bisher an der Größe des Festivals. Es bräuchte eine größere Spülstraße. Aber dynamische Gästeströme erfordern bei einer solch großen Veranstaltung schwankende Kapazitäten und machen ihre Planung deshalb schwierig. Auch die Lagerung, Pflege und Wartung der Spülmaschinen sind herausfordernd. Hinzu kommt, dass das gastronomische Angebot außerhalb des Festivalzentrums fremdvermietet ist und die altonale so wenig Einfluss auf die Anbieter und ihre Abläufe hat. Eine eigene Verwaltung der Stände würde die altonale jedoch überfordern.

Bilanz

Durch den Einsatz von RECUP-Mehrwegbechern sank der Bedarf an Einwegkaffeebechern im Festivalzentrum in 2022 auf unter 20 %. Beim kulturfutter kommt seit 2021 sogar keinerlei Einweggeschirr mehr zum Einsatz. Speisen der eigenen Gastronomie im Festivalzentrum sowie Speisen und Getränke bei der fremdvermieteten Gastronomie werden aber noch in Einwegverpackungen ausgegeben. Es entsteht jedoch immer mehr Vertrauen und Interesse seitens der gastronomischen Anbieter an den Mehrweglösungen. So hat die bergmanngruppe, die die Stände außerhalb des Festivalzentrums verwaltet, 2022 mit der „Grünen Gabel“ ein Siegel für nachhaltige Gastronomie eingeführt, das unter anderem Mehrweglösungen berücksichtigt.

Vision

Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft möchte die altonale komplett auf Einweggeschirr verzichten. Die Veranstaltenden möchten dafür weitere wertvolle Erfahrungen sammeln und die Einsatzgebiete von Mehrweglösungen schrittweise ausweiten. Eine weitere Vision ist, eine eigene Spülstraße zu entwickeln, die auch an andere Veranstaltende ausgeliehen werden kann, um so auch über die altonale hinaus Müll einzusparen.

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme

7.3 Mehrweg & Verpackungen

2022 wurden erstmals die Mehrwegbecher von RECUP auf der altonale eingesetzt, um Einwegbecher einzusparen. Foto: Anne-Kathrin Bohn