Nachhaltige gastronomische Stände

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Problematik

Betreiber:innen, die ihren Stand nach nachhaltigen Kriterien führen, müssen in der Regel Mehrkosten stemmen. Denn ihre Arbeit ist aufwendiger, zum Beispiel weil Mehrweggeschirr gespült werden muss, und ihre Anschaffungskosten höher, zum Beispiel von Bio-Lebensmitteln. Gleichzeitig können die Standbetreiber:innen ihre Verkaufspreise meistens nicht im gleichen Maße erhöhen, denn sonst riskieren sie, Kund:innen zu verlieren. Schließlich stehen sie in direkter Konkurrenz mit anderen Ständen. Ihr Geschäft ist deswegen in der Regel weniger ertragreich.

Lösungsansatz

Vor diesem Hintergrund möchten die Veranstaltenden des CSD-Straßenfestes, die AHOI Events GmbH, Standbetreiber:innen belohnen, die nachhaltig wirtschaften. 2022 haben sie deshalb in einer Pilotphase Betreiber:innen, die gewisse soziale und ökologische Kriterien erfüllen, einen Rabatt bei den Standgebühren gewährt. So erhalten Stände einen Rabatt von 5 %, wenn ihr Speiseangebot zu mindestens der Hälfte aus regionalen, biologischen oder fairen Produkten besteht, von 2 %, wenn sie ausschließlich Mehrweggeschirr nutzen, von 1 %, wenn sie umweltschonende Reinigungsmittel verwenden, und von 1 %, wenn sie sich sozial engagieren. Standbetreiber:innen können somit insgesamt einen Rabatt von 10 % erhalten. Mithilfe eines einfachen Nachhaltigkeitsantrags können die Stände den Rabatt beantragen. Mit diesem monetären Anreiz möchten die Veranstaltenden auch solche Anbieter:innen erreichen, die sich bisher noch gar nicht oder wenig mit Nachhaltigkeit befasst haben. AHOI Events GmbH druckt deshalb zudem auf allen ihren Rechnungen einen Hinweis auf den Nachhaltigkeitsrabatt – unabhängig davon, ob dieser gewährt wurde oder nicht. Mit dieser Maßnahme knüpft AHOI Events GmbH an ihr bisheriges Nachhaltigkeitskonzept an: So ist die Verwendung von Einweggeschirr aus Plastik auf dem CSD-Straßenfest ohnehin verboten und auch in den vergangenen Jahren wurden nachhaltige Standbetreiber:innen bereits mit einer besseren Platzierung und einzeln gewährten Rabatten belohnt.

Herausforderungen

Die Ermäßigungen sind vor allem finanziell herausfordernd: Je mehr Rabatte die Organisator:innen gewähren, desto geringer fallen ihre Einnahmen aus. In 2022 war dies unproblematisch, da die Einnahmen durch große konventionelle Gastronom:innen und Händler:innen ausreichten, um die Umsatzeinbußen gegenzufinanzieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es den Veranstaltenden derzeit nicht möglich sein dürfte, allen Ständen einen Rabatt zu gewähren. Perspektivisch braucht es also eine Lösung für die Finanzierung der Maßnahme. Denn Ziel ist schließlich, möglichst viele Standbetreiber:innen zu nachhaltigem Handeln zu bewegen, also möglichst oft einen Rabatt zu gewähren. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Kriterien so zu gestalten, dass tatsächlich umweltfreundliches und soziales Handeln – und nicht Trittbrettfahren – belohnt wird. Wenn beispielsweise ein Burgerstand den Rabatt für nachhaltige Speisen beantragt, weil er die Brötchen von einer lokalen Bio-Bäckerei bezieht, die Rindfleisch-Patties jedoch aus Massentierhaltung stammen, dann wäre ein Rabatt nicht angemessen – auch wenn die Hälfte der Zutaten nachhaltig ist. Es ist nicht einfach, hier eine einheitliche, transparente, gerechte und gleichzeitig unkomplizierte Lösung zu finden.

Bilanz

Die Bilanz der Veranstaltenden zur Maßnahme fällt sehr positiv aus: Viele Betreiber:innen, die sich bisher wenig mit ökologischen und sozialen Themen befasst haben, haben ihren Stand in 2022 entlang der Nachhaltigkeitskriterien umgestellt. Zusätzlich wurden den schon länger nachhaltig handelnden Gastronom:innen und Händler:innen der Rabatt gewährt. Insgesamt erhielten etwa 10 Prozent der Stände auf dem CSD-Straßenfest den Nachhaltigkeitsrabatt. Die Organisator:innen betonen, dass es gerade zu Beginn einer solchen Maßnahme hilfreich ist, die Kriterien nicht zu hoch anzusetzen, um auch solche Akteure zu einer Umstellung zu bewegen, die bisher wenig auf Nachhaltigkeit geachtet haben. Bewährt hat sich auch das leicht verständliche und übersichtliche Antragsformular.

Vision

Die Veranstaltenden möchten auch weiterhin Nachhaltigkeitsrabatte gewähren, um möglichst viele Betreiber:innen auf das Thema aufmerksam zu machen und sie gleichzeitig zu belohnen. Sicherlich müssen die Veranstaltenden dabei den Antrag in den nächsten Jahren immer wieder den aktuellen Anforderungen und Bedürfnissen anpassen und auch erweitern. Allerdings erklären die Organisator:innen, dass solche pauschalen Rabatte nur eine Ergänzung zur individuell vereinbarten Rabatten und Absprachen sein können. Denn Listenpreise und Pauschalrabatte werden individuellen und ausgefeilten Standkonzepten oft nicht gerecht.

Nachhaltig handelnde Gastronom:innen und Händler:innen werden beim CSD-Straßenfest mit einer rabattierten Standmiete belohnt. Fotocredits: AHOI Events GmbH

Problematik

Die Gastronomie ist zentraler Bestandteil von Festen wie dem Eppendorfer Landstraßenfest, jedoch geht diese oft mit einer hohen Umweltbelastung einher. Insbesondere Einweg-Verpackungen, tierische und importierte Produkte sowie Lebensmittelabfälle verursachen hohe CO2-Emissionen.

Lösungsansatz

Vor diesem Hintergrund hat Nina Laible, Nachhaltigkeitsbeauftragte der bergmanngruppe, die das Fest organisiert, ein Siegel für nachhaltige Gastronomie entwickelt. Die „Grüne Gabel“ umfasst vier Kategorien: Regionale und saisonale Produkte, Umweltfreundlichkeit (dies umfasst Aspekte wie Mehrweggeschirr), veganes oder vegetarisches Angebot sowie faire und biologische Zutaten. Gastronom:innen können ihren Stand zertifizieren lassen, wenn sie 70 % der Kriterien von drei der vier Kategorien erfüllen.

Herausforderungen

Die Umstellung auf nachhaltige Gastronomie stellt viele Standbetreibende vor Herausforderungen, da Alternativen recherchiert und Arbeitsabläufe sowie Kalkulationen angepasst werden müssen. Das Siegel soll daher auch dabei helfen, Standbetreibende in diesem Prozess zu unterstützen. Auch war es komplex, Kriterien für ein solches Siegel zu erarbeiten, da diese gleichzeitig wirksam, vergleichbar und umsetzbar sein sollen.

Bilanz

In 2022 haben zwei Gastronom:innen die „Grüne Gabel“ erhalten: Sean‘s Street Kitchen und WowFoodz. So konnten nicht nur direkt ökologische Ressourcen eingespart werden. Auch wurden die Gäste auf das Thema nachhaltige Gastronomie aufmerksam gemacht: Flaggen haben die Stände ausgezeichnet und die Gäste könnten sich mithilfe von QR-Codes über das Siegel informieren.

Vision

In 2022 befindet sich das Projekt in einer Pilotphase, in der sich einzelne Standbetreibende zertifizieren lassen können und das Verfahren und die Auswahl der Kriterien ausgewertet werden. Ab 2023 können sich alle interessierten Gastronom:innen von Events der bergmanngruppe für das Siegel bewerben. Die Vision ist, dass die „Grüne Gabel“ nicht nur Gastronom:innen der bergmanngruppe in Hamburg, sondern Standbetreibenden in ganz Norddeutschland dabei hilft, ihr Angebot nachhaltiger zu gestalten.

Weiterführende Links

Zentral für die Auszeichnung ist auch das Angebot von veganen oder vegetarischen Alternativen. Foto: bergmanngruppe bjp gmbh – Nina Laible

Statt Einwegschalen können Gastronom:innen beispielsweise Einmachgläser nutzen. Foto: bergmanngruppe bjp gmbh – Nina Laible

Flaggen machen Gäste auf zertifizierte Stände und das Thema nachhaltige Gastronomie aufmerksam. Foto: bergmanngruppe bjp gmbh – Nina Laible

Ein Kriterium des Siegels ist die Auszeichnung von Inhaltsstoffen, damit sich auch Menschen mit Lebensmittelallergien oder religiösem Hintergrund zurechtfinden. Foto: bergmanngruppe bjp gmbh – Nina Laible

Mithilfe von Schautafeln und QR-Codes können sich die Gäste über das Siegel „Grüne Gabel“ informieren. Foto: bergmanngruppe bjp gmbh – Nina Laible