Nachhaltige Materialien

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Problematik

Das Pride Magazin erscheint jährlich zur Hamburger Pride Week. Es berichtet über das Programm sowie das aktuelle Motto der Veranstaltungswoche. Das Magazin liegt kostenlos an verschiedenen Orten in Hamburg und Umgebung aus. Für die Veranstaltenden ist das Magazin zentral, um über die verschiedenen Angebote zu informieren, Geschichten zu erzählen, aber auch um den politischen Forderungen Ausdruck zu verleihen. Der Druck verbraucht jedoch Ressourcen wie Papier und Farbe sowie Energie. Auch die benötigte Auflage ist in der Regel schwer abzuschätzen und oft landen zu viele gedruckte Hefte ungelesen im Müll.

Lösungsansatz

Die Veranstaltenden können auf das Magazin nicht verzichten, möchten es aber so klimaschonend wie möglich gestalten. Seit 2022 lassen die Veranstaltenden das Pride Magazin deshalb nach den Anforderungen des Umweltzeichens Blauer Engel drucken. Dies bedeutet, dass beim Druck ausschließlich recyceltes Papier sowie solche Farben, Lacke und Klebstoffe verwendet werden dürfen, die sich später wieder vom Papier lösen lassen. Denn nur so sind die Papierfasern recyclebar. Außerdem verbietet das Umweltzeichen gewisse umwelt- und gesundheitsschädliche Substanzen in Farben und Lacken. Laut Umweltbundesamt gibt es derzeit etwa 65 Druckereien in Deutschland, die nach dem Blauen-Engel-Standard produzieren. Für den Druck des Magazins haben die Veranstaltenden mit der Druckerei NEEF + STUMME GmbH aus der Lüneburger Heide kooperiert. Aber nicht nur das „Wie“ ist beim Druck eines Magazins entscheidend, sondern auch das „Wie viel“: So haben die Veranstaltenden als zweite wichtige Maßnahme die Auflage des Magazins von 28.000 auf 22.000 Stück verringert, um die Umweltauswirkungen weiter zu senken.

Herausforderungen

Der umweltfreundliche Druck ist mit deutlich höheren Kosten verbunden. Jedoch konnten die Organisator:innen mit der reduzierten Auflage des Magazins wiederum Kosten einsparen. Die Kombination aus einer verringerten Stückzahl und umweltfreundlichem Druck ist also eine gute Lösung, um solche Maßnahmen zu finanzieren – mit einer doppelten Entlastung für die Umwelt. Gleichzeitig bedarf es einer guten Recherche, um möglichst umweltfreundliche Druckereien zu finden. So gibt es auf dem Markt verschiedene Zertifikate und Recyclingpapier ist nicht immer gleich Recyclingpapier. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt können daher von Druckerei zu Druckerei sehr unterschiedlich sein. Die Veranstaltenden haben zudem großen Wert auf die Zertifizierung aller eingesetzten Materialien gelegt – angesichts der herrschenden Ressourcenknappheit eine weitere Herausforderung.

Bilanz

Die Veranstaltenden blicken sehr zufrieden auf diese Maßnahme. Zwar steht der Inhalt des Magazins nach wie vor im Vordergrund, aber durch die Reduzierung der Auflage und die Zusammenarbeit mit einer umweltfreundlichen Druckerei sind sie ihrem Ziel, als Akteur in der Veranstaltungsbranche möglichst nachhaltig zu agieren, ein Stück nähergekommen.

Vision

Die Veranstaltenden möchten das Pride Magazin auch zukünftig nachhaltig drucken lassen. Um dies bestmöglich umsetzen zu können, haben sie die verfügbaren Angebote und Zertifizierungen auf dem Markt stets im Blick. So ist AHOI Events derzeit mit verschiedenen Druckereien im Gespräch. Die Veranstaltenden sind auch darauf vorbereitet, die Auflage eventuell noch weiter zu reduzieren und somit eine möglichst umweltfreundliche Herstellung finanzieren zu können.

Cover des Pride Magazin 2022

Das Pride Magazin wurde 2022 erstmals umweltfreundlich gedruckt. Foto: Hamburg Pride e. V.

Logo MidSummerRun
Logo MidSummerRun

Problematik

Bei Veranstaltungen kommen viele Materialien zum Einsatz. Sportveranstaltungen wie der MidSummerRun benötigen beispielsweise Streckenbeschilderungen und -absperrungen, Verpackungen für die Speise- und Getränkeverpflegung der Teilnehmenden, verschiedene Informationsmaterialien und Werbegeschenke sowie Medaillen und Urkunden. Diese Materialien werden häufig nur einmalig genutzt, stammen selten aus umwelt- und sozialverträglicher Herstellung und bestehen in der Regel aus Plastik. Dies erfordert enorm viele Ressourcen. Aber auch die Entsorgung der Materialien stellt ein massives Problem da: Da sie meist unsortiert im Restmüll landen, können sie auch nicht mehr recycelt werden.

Lösungsansatz

Der MidSummerRun hat sich mit seiner ersten Veranstaltung 2022 zum Ziel gesetzt, diese Dynamik zu durchbrechen. Die Veranstaltenden haben sämtliche Bereiche darauf geprüft, ob der Einsatz von Materialien reduziert werden kann und wie die verbleibenden Materialien durch ökologische, wiederverwendbare oder recyclefähige Alternativen ersetzt werden können. Dabei gab das 4-R-Prinzip aus der Zero-Waste-Bewegung, also „refuse, reuse, reduce, recycle“ (auf Deutsch „ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, wiederverwerten“) bei allen Entscheidungen eine Orientierungshilfe. Um beispielsweise Werbematerialien einzusparen, wurden die Give-Aways der Kooperationspartner (Gutscheine etc.) den Startnummer-Tüten zugelost, auf Kleinstverpackungen (Sportriegel, Produktproben etc.) verzichtet und stattdessen im Zielbereich Körbe als Rückgabe- und Tauschmöglichkeit für die Werbung aufgestellt. Ein weiteres Give-Away waren bienenfreundliche Bio-Saatgutmischungen, verpackt in Papiertaschen, die bereits in einer Hamburger Kantine als Besteckhülle dienten. Als Startnummer-Tüten wurden Biomüllbeutel aus Papier genutzt. Insgesamt verlagerte sich die Werbung der Sponsoren sowie zum Lauf eher in die sozialen Medien und auch die Urkunden werden ausschließlich digital ausgestellt, um Papier zu sparen. Als Streckenmarkierung verzichteten die Veranstaltenden auf Flatterband aus Plastik und nutzten stattdessen ökologische Kreide sowie Pfeile aus Holz, die mit Kreide immer wieder neu beschriftet werden können. Plakate am Wegesrand informierten die Läufer:innen und Besucher:innen über die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele und fungierten gleichzeitig als Kilometermarker. Die Schilder wurden dabei so konzipiert, dass sie jedes Jahr wiederverwendet werden können, indem beispielsweise Sponsorenlogos, falls nötig, überklebt werden. Die Plakate und Flyer sind von einem klimaneutral arbeitenden Anbieter auf Umweltpapier gedruckt worden. Die Medaillen für die Läufer:innen waren aus Holz gefertigt, in die das Datum nach Bedarf eingebrannt werden kann, sodass zu viel bestellte Medaillen im nächsten Jahr wiederverwendet werden können. Die Sportler:innen konnten zudem vor Ort ihre eigenen Flaschen mit Wasser auffüllen und darüber hinaus kamen ausschließlich Pappbecher ohne Beschichtung zum Einsatz, die im Papiermüll entsorgt werden können. Dies ist ein weiterer wichtiger Punkt des MidSummerRuns: Denn nur wenn der Müll korrekt getrennt wird – und nicht im Restmüll landet – kann er recycelt werden. Aus diesem Grund haben die Veranstaltenden auf den gängigen Restmüll-Container verzichtet und stattdessen auf dem Gelände verschiedene Behälter aufgestellt – beschriftet mit Biomüll, Papiermüll, Wertstoffe etc.

Herausforderungen

Eine zentrale Herausforderung sind die Mehrkosten, die durch eine nachhaltige Beschaffung von Materialien entstehen. Denn umwelt- und sozialverträglich hergestellte Produkte sind deutlich teurer als ihre herkömmlichen Alternativen. Gleichzeitig können die Veranstaltenden das Startgeld nicht im gleichen Maße erhöhen, weil sie sonst sinkende Anmeldezahlen riskieren. 2022 halfen öffentliche Fördergelder – aus dem #moinzukunft Hamburger Klimafonds – diesen Balanceakt zu meistern. Auch benötigt die Recherche zu nachhaltigen Alternativen viele Kapazitäten, gerade in den ersten Jahren, in denen die Veranstaltenden noch nicht auf so viel Erfahrung zurückgreifen können. Eine weitere Schwierigkeit ist die Größe der Veranstaltung: Viele ökologische Alternativen sind im großen Stil nicht umsetzbar, verfügbar oder werden schnell zu teuer und auch die Mülltrennung erfordert ab einer gewissen Veranstaltungsgröße personelle Kapazitäten. Vor diesem Hintergrund visiert der MidSummerRun zukünftig einen Lauf für 500 bis 600 Sportler:innen an, um ihr nachhaltiges Beschaffungs- und Abfallkonzept gut umsetzen zu können. Etwa die Hälfte der Laufveranstaltungen in Hamburg bewegt sich jedoch in dieser Größenordnung und somit ist auch die ökologische Ausrichtung potentiell auf einen Großteil der Hamburger Läufe übertragbar.

Bilanz

Die Bilanz der Organisator:innen und Teilnehmenden zur Veranstaltung fällt sehr positiv aus. Trotz der vielen Herausforderungen und einer kurzen Vorlaufzeit gelang es der Veranstaltung, einen Großteil der herkömmlichen Materialien durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen und dadurch Ressourcen einzusparen. Insbesondere der Einsatz von Pappbechern ohne Beschichtung war vergleichsweise leicht und ohne große Mehrkosten umsetzbar – hatte dabei aber einen großen Effekt. Auch die Idee, Biomüllbeutel aus Papier als Startnummer-Tüten zu verwenden, hat sich bewährt und sie wurden privat weitergenutzt. Insgesamt konnte MidSummerRun 2022 so sehr viel Müll einsparen. Als Folge mussten keine Müllcontainer bei der Stadtreinigung bestellt werden, da die geringen Restmengen im privaten Umfeld der Veranstaltenden sortenrein entsorgt werden konnten. Zum Vergleich: Veranstaltungen in ähnlicher Größe benötigen in der Regel oft mehrere große Restmüllcontainer. Zukünftig möchten die Organisator:innen die Läufer:innen und freiwilligen Helfer:innen noch mehr auf die Thematik Nachhaltigkeit im Sport aufmerksam machen und zum Beispiel für die korrekte Mülltrennung und Vermeidung von Kleinstverpackungen (von Müsliriegeln etc.) sensibilisieren.

Vision

Im Zuge des ersten MidSummerRuns konnten die Veranstaltenden viele wichtige Erfahrungen sammeln, auf denen sie nun aufbauen und weitere Ideen im Sinne der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele umsetzen möchten. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, neben der nachhaltigen Beschaffung von Materialien zukünftig ein nachhaltiges Catering sowie eine ökologische Energieversorgung zu realisieren. So möchten sie auch andere Sportveranstaltungen zum Nachahmen inspirieren. Um die damit verbundenen Mehrkosten stemmen zu können, sucht der MidSummerRun auch für die zukünftigen Läufe Sponsoren.

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme

5.1 Veranstaltungsmaterial & Dekoration
5.2 Abfallmanagement

Die Medaille des MidSummerRuns ist aus Holz hergestellt und mit umweltfreundlicher Wasserfarbe bemalt; das Datum wird nach Bedarf eingebrannt. Foto: Lauftreff Alstertal e.V.

Als Startnummer-Tüten dienten Papierbeutel, die als Biomülltüte ein zweites Leben finden können. Foto: Lauftreff Alstertal e.V.

Bereits vorhandene Schilder wurden mit Plakaten zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN überklebt und können jedes Jahr wiederverwendet werden. Foto: Lauftreff Alstertal e.V.