Maßnahmen für Nachhaltige Veranstaltungen

  1. Startseite
  2. Tatenbank
  3. Maßnahmen für Nachhaltige Veranstaltungen

Unsere Maßnahmen und Exkurse sind in folgende Handlungsfelder eingeteilt:

Illustrationen: Lena Schaffer

Hier findet ihr alle Maßnahmen aus unserer Checkliste für nachhaltige Veranstaltungen – inklusive Exkurse mit weiterführenden Links zusätzlichen Informationen. Nutzt die Filter, um passende Themen für euch zu finden!

Filtern nach:

Zurücksetzen
Zurücksetzen
Zurücksetzen
Unternehmensführung & Organisationskultur: Nachhaltigkeitsmanagement

Kennzahlen werden erhoben und eingesetzt, um Emissionen aktiv zu reduzieren.

Wenn du als Veranstalter*in nicht weißt, wo du anfangen sollst, Kennzahlen zu erheben, kannst du über das Programm Ökoprofit damit beginnen, eure Veranstaltung Schritt für Schritt EMAS-zertifizieren lassen. Es gibt zudem Beratungsagenturen, die mit euch als Veranstalter*innen zusammen Umweltkennzahlen erheben und interpretieren.

Je mehr Umweltkennzahlen erhoben werden, desto eher steigt der Anspruch, diese professionell zu messen und zu organisieren. Die Entscheidung für oder gegen eine Software für Umweltmanagement kann auch davon abhängen, ob Kennzahlen von einer Person zusammengetragen werden, die den Überblick behält oder viele Personen unabhängig voneinander für Messungen und die Pflege der Daten verantwortlich sind. Je komplizierter die Datenerhebung und -auswertung ist, desto eher ist die Unterstützung durch eine Software sinnvoll.

  • Hier findet ihr eine Übersicht an Anwendungen, die das Bayerische Landesamt zusammengestellt hat.
  • Auch auf dem Software-Bewertungsportal Capterra kann man sich über verschiedene Software, ihre genauen Anwendungsgebiete und die Bewertungen von Nutzern informieren.

Der Hamburger Kirchentag wurde bereits EMAS zertifiziert. Die sog. Umwelterklärung der Veranstalter*innen zeigt, wie Umweltkennzahlen im Veranstaltungskontext aussehen können.

In einem ersten Schritt ist es sinnvoll, sich einen Überblick über schon vorhandene Daten zu verschaffen und Kennzahlen, die bereits vorliegen, in einer Tabelle zu sammeln. Wie einfach oder erkenntnisreich die Erhebung bestimmter Kennzahlen ist, ist von Event zu Event verschieden. Grundsätzlich gilt zu beachten: Kennzahlen, vor allem zu Verbräuchen, sind nur vergleichbar, wenn die erhobenen Werte in Relation zu weiteren Parametern, z.B. zur Dauer und/oder Besucher*innenzahl der Veranstaltung, gesetzt werden!

Hier sind einige Beispiele für wichtige Kennzahlen:

  • Wasserverbrauch (in m³)
  • Stromverbrauch (in kWh) & Ökostrom-Anteil des gesamten Stromverbrauchs (in %)
  • Heizenergieverbrauch (z.B. Erdgas in m³, Heizöl in Liter, Kohle in kg – kann in kWh umgerechnet werden)
  • Anreise der Besuchenden (Art des Verkehrsmittels und Distanz in km)
  • Menge (in kg) und Arten des anfallenden Abfalls
  • Menge von verbrauchtem Papier (in kg) und der Anteil von Recyclingpapier (in %)
  • Anzahl an verkauften veganen/vegetarischen/Bio-Speisen (in Portionen) und Anteil am Gesamtangebot (in %)
  • Menge an weggeworfenen Lebensmitteln, an verwerteten Lebensmittelabfällen und an geretteten Lebensmitteln (in kg)

Auch soziale Faktoren lassen sich durch Kennzahlen evaluieren, so kann euch beispielsweise eine Besucher*innen-Befragung Erkenntnisse zur sozialen Nachhaltigkeit eurer Veranstaltung liefern. Wichtig ist, dass ihr euch eventuell bestehende Hürden frühzeitig bewusst macht: Für Veranstaltungen mit vielen Spielstätten und unterschiedlichen Energiequellen ist es möglicherweise deutlich aufwendiger, detaillierte Informationen zum Stromverbrauch zu sammeln. Hier gilt es, gute Absprachen zu treffen und bei Bedarf auf mobile Energiemessgeräte zurückzugreifen. 

Der Leitfaden des Umweltbundesamtes ist für Unternehmen konzipiert, die Umweltkennzahlen im Rahmen einer EMAS-Zertifizierung erheben, dokumentieren und extern berichten möchten. Der Leitfaden eignet sich jedoch auch als umfassende Einführung für Veranstalter*innen, die keine EMAS-Zertifizierung anstreben.  

Die Idee von Umweltkennzahlen ist es, Verbräuche und Emissionen, die im Rahmen einer Veranstaltung entstehen, sichtbar zu machen. Auf Grundlage dieser Zahlen können Umweltauswirkungen gezielt gesteuert und verbessert werden. Auch können sie der Kommunikation (nach außen) dienen, zum Beispiel indem sie helfen, erfolgreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen aufzuzeigen. Mindestens genauso wichtig sind sie aber für das interne Management: Da dienen sie als Instrument, um die Entwicklung einer Veranstaltung zu dokumentieren, die Wirkung von Maßnahmen zu messen und Verbesserungspotentiale zu identifizieren. 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Soziale Aspekte & Inklusion: Zugänglichkeit der Veranstaltung

Das Onlineangebot der Veranstaltung ist barrierefrei.

Eine sehr gute Einführung in die Umsetzung von Barrierefreiheit auf digitalen Veranstaltungen bietet der Blog von Domingos de Oliveira.

Neben zahlreichen Handlungsempfehlungen macht der Autor deutlich, dass die eingesetzte Software die folgenden Funktionen und Attribute haben sollte:

  • Tastatur-bedienbar
  • Screenreader-kompatibel
  • wesentliche Funktionen im Browser ausführbar
  • kein Flash erforderlich
  • Kernfunktionen leicht erkenn- und bedienbar
  • bei Gebärdensprache, Leichter Sprache oder Untertitelung: ein separat zuschaltbares, in Größe und Position veränderbares Fenster
  • native Smartphone-App

Für Webseiten, auf denen live gestreamt wird, gelten dieselben technischen Voraussetzungen.

Neben der Veranstaltungswebseite (und -App) sollten auch die genutzten Streaming- und Austauschplattformen nach dem Standard für Barrierefreiheit im Internet (WCAG) gestaltet sein.

Aktuell verändert sich der Funktionsumfang von Videokonferenz- und Kommunikationssoftware sehr schnell. Eine allgemein gültige Aussage zu barrierefreien Tools ist deshalb schwierig zu treffen.

Grundsätzlich sollte eingesetzte Software umfassend getestet und frühzeitig an die Veranstaltungsgäste kommuniziert werden, sodass alle Beteiligten genügend Vorbereitungszeit haben, sich mit dem Tool vertraut zu machen. Eine gute Vorbereitung ermöglicht auch ganz konkret bei einzelnen Personen abzufragen, ob z.B. Präsentationen vorab zur Verfügung gestellt werden müssen oder Informationen in Leichter Sprache verfügbar sein sollen usw.

Generell ermöglichen Chats eine Alternative zur Kommunikation über Video, was mehr Menschen den Zugang zur einer interaktiven Kommunikation ermöglicht, wenn z.B. die Anzahl der zu sehenden Videos überfordernd ist.

Eine unverbindlich kommentierte Liste zu barrierefreier Software, die vor allem im Arbeitsalltag benötigt wird, findet ihr unter diesem Link. Dieser Blogbeitrag im Magazin „Die Neue Norm“ behandelt ebenfalls das Arbeiten im digitalen Homeoffice, benennt dort aber Beispiele guter Praxis in der Welt der barrierefreien digitalen Tools, die auch für Veranstaltungen relevant sein könnten. Beispielsweise werden Skype, Microsoft Teams und Zoom als barrierefrei wahrgenommen, während Jitsi nicht immer eine gute Bildqualität ermöglicht, die für gehörlose Menschen besonders wichtig ist. In dem Blogbeitrag werden auch gute Erfahrungen mit Big Blue Button als Videokonferenzsoftware geteilt.

Auf dem Blog „Netz barrierefrei“ werden GoToMeeting, WebEx oder Adobe Connect nicht als barrierefrei wahrgenommen. Für den Bereich Ticketing ist unter den bekannten Anbieter*innen keine echte barrierefreie Lösung benannt worden.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Kommunikation: Kommunikation mit Partner*innen

Alle Mitwirkenden und Partner:innen erhalten Möglichkeiten, Feedback und Anregungen zu den Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Veranstaltung zu geben.

Wenn etwas in der Veranstaltungsplanung schiefläuft, ist das unangenehm mit kleinen oder großen Konsequenzen. Häufig kommt als erstes der Ärger hoch, und man fragt sich, wer an dem Problem schuld ist, das nun zu lösen ist, anstatt es einfach zu lösen. Doch damit schafft sich ein Team nur ein weiteres Problem: Nämlich die Angst, Fehler zu machen, die wie in einer selbsterfüllenden Prophezeiung dazu führt, dass tatsächlich mehr Fehler gemacht werden. Einen konstruktiven Umgang mit Fehlern zu finden, ohne sie zu ignorieren, erfordert das Mitmachen aller Mitarbeitenden und eine bestimmte Art und Weise miteinander zu kommunizieren. In dem hier verlinkten Blogbeitrag gibt der Autor einen Einstieg in das Projekt „Fehlerkultur etablieren“.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Soziale Aspekte & Inklusion: Anti-Diskriminierung, Zugänglichkeit der Veranstaltung

Soziale Barrieren, die Besucher:innen potenziell von der Teilnahme an einer Veranstaltung abhalten, werden durch anti-diskriminierende Maßnahmen reduziert.

Durch Hygieneregeln setzen sich Veranstalter*innen intensiv mit dem Raum auseinander, der in einer Veranstaltungsstätte vorhanden ist. Physische Barrieren abzubauen, um Menschen den Zugang zu Veranstaltungen zu ermöglichen, ist nach wie vor wichtig – unabhängig davon ob Veranstaltungen unter strengen Hygienevorschriften stattfinden oder nicht.

Zusätzlich zu physischer Barrierefreiheit sollten soziale und ökonomische Aspekte mitbedacht werden: Zuerst spielen nach wie vor Ticketpreise und das Programm eine wesentliche Rolle, um sozioökonomische Ausgrenzung zu verhindern. Von den finanziellen Möglichkeiten hängt auch ab, ob Gäste Mittel leisten können, um sich und andere vor einer Infektion mit Corona zu schützen. Veranstalter*innen können dementsprechend z.B. Masken und Desinfektionsmittel kostenfrei oder zum Selbstkostenpreis bereitstellen.

Wie Menschen trotz Abstandsregeln zusammengebracht werden können, haben wir als Green Events Hamburg bei Heike Gronholz, Geschäftsführerin der altonale GmbH, nachgefragt. Hier kommt ihr zum Blogbeitrag über die altonale kurz&schmerzlos wie sie 2020 durchgeführt wurde!

Ramp-Up.me ist ein Projekt, das sich für die Barrierefreiheit von Veranstaltungen einsetzt. Auf der Website werden die Aspekte Veranstaltungsort, Programm und Kommunikation behandelt. Es geht z. B. um Dolmetschen, divers besetzte Podien und barrierefreie Orte in der Umgebung des Veranstaltungsortes. 

In der Initiative Barrierefrei Feiern bündeln Kulturschaffende mit und ohne Behinderungen ihr Wissen zu barrierefreien Veranstaltungen. Sie beraten Veranstalter*innen. 

Im Fachportal der Aktion Mensch zu barrierefreien Veranstaltungen werden die folgenden drei Bereiche identifiziert, um den Zugang zu einer Veranstaltung wirklich allen zu ermöglichen: Es benötigt räumliche, sprachlich-kommunikative und technische Barrierefreiheit. Für alle Bereiche werden umfangreiche Tipplisten zur Verfügung gestellt.  

Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit hat eine Checkliste bereitgestellt, was es bei der Planung von barrierefreien Veranstaltungen zu beachten gibt.

Es ist ein Problem, wenn Menschen sich unwohl oder nicht sicher fühlen, sanitäre Anlagen auf einer Veranstaltung zu benutzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, genügend Toiletten bereitzustellen, die unabhängig der geschlechtlichen Identität genutzt werden können. Gleichzeitig sollte die räumliche Planung von sanitären Anlagen berücksichtigen, dass keine sexuelle Belästigung oder Diskriminierung stattfinden kann. Eine gute Lösung ist, möglichst viele Toilettenkabinen aufzustellen, die von allen Gästen genutzt werden können und insgesamt auf den rücksichtsvollen Umgang miteinander in sanitären Anlagen zu achten. 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Veranstaltungsstätte: Naturschutz

Die (angrenzenden) Naturräume der Veranstaltungsstätte werden geschützt.

Im Rahmen eines nachhaltigeren Events empfehlen wir dir, auf den Einsatz von Feuerwerk und Skybeamern zu verzichten. Lichtinstallationen können beeindrucken, Lichtverschmutzung und die fehlende Dunkelheit in der Nacht sind allerdings ein ernsthaftes ökologisches Problem. Der Tag-Nacht-Rhythmus vieler Tiere wird durch die zunehmende Beleuchtung in Städten gestört und viele nachtaktive Insekten sind bereits ausgestorben, was wiederum Auswirkungen auf Vögel und andere Fressfeinde hat. Dabei kann zu viel Licht auf unterschiedliche Weise wirken: Manche Insekten werden bei zu viel Licht nicht aktiv, andere werden von Lichtquellen angezogen und verbrennen oder werden von lebenserhaltenden Aufgaben abgehalten. Weiterführende Informationen zum Thema Lichtverschmutzung und Insekten stellt der NABU bereit.

Feuerwerk hat ebenfalls sehr weitreichende negative Umweltauswirkungen, die im Veranstaltungskontext verhindert werden sollten. Die Geräuschbelastung bei einem Feuerwerk setzt Tiere einer lebensbedrohlichen Situation aus, Vögel können z.B. im Rauch die Orientierung verlieren. Utopia hat Gründe gesammelt, die gegen den Einsatz von Feuerwerk z.B. an Silvester sprechen. 

Der Einsatz von Licht wird auf Veranstaltungen, die abends und nachts stattfinden, nicht vollständig zu reduzieren sein. Die Initiative gegen Lichtverschmutzung gibt Tipps dazu, die Beleuchtung einer Veranstaltung umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten. Die Initiative empfiehlt, Licht effizient an den zu beleuchtenden Ort zu lenken, die verwendete Lichtmenge so weit wie möglich zu reduzieren und warmweißes Licht mit einem geringen Blauanteil zu verwenden. Des Weiteren wird empfohlen, effiziente LED-Leuchtmitteln, die langlebig und gut in ihrer Leuchtleistung steuerbar sind, einzusetzen. 

In Hamburg brüten jährlich ungefähr 160 schützenswerte Vogelarten mit über 400 000 Brutpaaren. Viele dieser Vögel, die durch Veranstaltungen nicht gestört werden sollten, damit sie die Brut nicht aufgeben, brüten im Frühjahr und Sommer. Insbesondere in Vogelschutzgebieten und Naturschutzgebieten ist eine Lärmbelästigung von April bis Ende Juli und teilweise auch in einem Umkreis um die Gebiete verboten. Genauere Informationen stehen dazu in den jeweiligen Schutzgebietsverordnungen. Bei und nach Auswahl des Veranstaltungsortes sollten die vorkommenden Vogelarten berücksichtigt werden. Der Arbeitskreis Vogelschutzwarte Hamburg bietet Informationen zu Vogelarten in Hamburg. 

WARUM IST WILDPINKELN EIN PROBLEM? 

Wildpinkeln sorgt nicht nur für unangenehme Gerüche und hinterlässt gelbe Flecken an Hausfassaden, sondern ist auch für Naturräume in der Nähe von Veranstaltungsstätten ein Problem. Die mit dem Urin ausgeschiedenen Nährstoffe führen zu einem Überangebot an Nährstoffen im Boden, sodass dieser „überdüngt“ wird. Empfindliche und einzigartige Naturräume sind häufig diejenigen, die durchschnittlich eher einen geringen Nährstoffeintrag haben, sodass sich die indirekte Düngung unvorteilhaft auswirkt. Um Reinigungskosten zu sparen, Naturräume zu schonen und soziale Aspekte zu berücksichtigen, ist es empfehlenswert Wildpinkeln unter Veranstaltungsgästen aktiv zu reduzieren.  

 

WILDPINKELN VERHINDERN MIT SPEZIALLACK 

Auf der Reeperbahn und in St. Pauli führt Wildpinkeln zu hohen Reinigungskosten. 2015 wurden deshalb Wände, die häufig von Wildpinklern angesteuert werden, mit superhydrophobem Lack versiegelt. Wenn nun jemand gegen die Wand pinkelt, wird die Person mit seinem eigenen Urin bespritzt. Mehr Informationen zu der Initiative „St. Pauli pinkelt zurück“ gibt es hier: https://reeperbahn.de/st-pauli-pinkelt-zurueck/. Der Lack ist jedoch sehr teuer und führt dazu, dass die Bausubstanz dahinter luftdicht versiegelt wird, sodass Schäden entstehen können. 

 

PINKELBEETE UND CO. 

In einem Interview mit Deutschlandfunk Nova erklärt Natalie Eßig, Professorin für Baukonstruktion und Bauklimatik, dass Wildpinkeln in vielen Fällen nicht einfach durch mehr Toilettenwägen oder mobilen Toilettenkabinen verhindert werden könne. In München werden deshalb zwei Lösungen im städtischen Raum erprobt, die das Pinkeln „draußen“ weiterhin ermöglichen, und schädliches Wildpinkeln trotzdem verhindern sollen: mobile Toiletten, die aussehen wie Pflanzenkübel, und Pinkelbeete. U.a. stellt Uritrottoir diese mobilen Urinale getarnt als Pflanzenkübel her. Für Open Air-Veranstaltungen gibt es zusätzlich Uritonnoir, ein Trockenurinal, das als Plastiktrichter, in einem Strohballen versenkt wird.  

 

„SPENDE DEIN P(HOSPHOR)!“ 

Selbst wenn Wildpinkeln nur selten vollständig verhindert werden kann, ist es förderlich, wenn die sanitäre Infrastruktur z.B. auf einer Open Air-Veranstaltung so ausgelegt ist, dass Toiletten schnell erreichbar und ausreichend vorhanden sind. Goldeimer zeigt zudem, wie gelungene Nachhaltigkeitskommunikation aussehen kann, um Wildpinkeln aktiv zu verhindern. Mit der „P-Bank von Goldeimer werden Veranstaltungsgäste gebeten, das ausgeschiedene Phosphor im Urin „zu spenden“, das bereits jetzt ein knapper Nährstoff in der modernen Landwirtschaft ist. Finizio hat ebenfalls ein Pilotprojekt initiiert, um den Inhalt aus Trockentoiletten zu Dünger zu verarbeiten, der anschließend in der Landwirtschaft eingesetzt werden soll. 

Eine Veranstaltung kann zusätzlich zu häufig vorkommenden Umweltschäden auch ganz individuelle Schäden verursachen. Diese müssen identifiziert werden, um ihnen entgegenzuwirken. Ein gutes Beispiel ist die Pinselwaschanlage der Millerntor Gallery. Das von Viva con Agua und dem FC Sankt Pauli initiierte Kunst-, Musik- und Kulturfestival kann mit Hilfe der Anlage giftige Schlacken aus den verwendeten Farben gesondert auswaschen und als Sondermüll entsorgen. Auf diese Weise landen die umweltschädlichen Stoffe aus den Pinseln der Künstler*innen nicht mehr im Waschbecken bzw. Grundwasser.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Veranstaltungsstätte: Standortwahl

Outdoor Veranstaltungen finden im Einklang mit geschützten Naturräumen und sensiblen Ökosystemen statt.

Auch in Hamburg gibt es geschützte Lebensräume, die durch Veranstaltungen nicht beeinträchtigt werden sollten. Die Stadt Hamburg stellt Karten zur Verfügung, in denen die geschützten Bereiche ausgewiesen sind: https://www.hamburg.de/schutzgebietskarte/.

Ob und inwiefern Veranstaltungen in geschützten Gebieten möglich sind, ist abhängig von Schutzstatus und Art sowie Größe der Veranstaltung selbst. Grundsätzlich sollten alle Veranstalter*innen in der Planungsphase in enger Absprache mit der Umweltbehörde bzw. Bezirksämtern stehen.

Der Deutsche Sportbund stellt ein umfangreiches Informationsportal zu den Themen Sport und Naturschutz bereit. Sportstätten und Wettkämpfe sollen im Einklang mit geschützten Naturräumen angelegt sein und stattfinden können.

In einem Leitfaden werden im vierten Kapitel die Verträglichkeit von (Sport)Events in Natura 2000 Gebieten erörtert, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat Richtlinie geschützt sind. An vier Fällen wird gezeigt, unter welchen Bedingungen Veranstaltungen stattfinden konnten und wann keine Durchführung möglich war. Der Leitfaden enthält viele gut aufbereitete Lösungsbeispiele, in denen die Planung von Veranstaltungen mit dem Schutzgrad des Naturschutzgebietes im Konflikt stand.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Standbetreiber*innen & Konzept: Programmempfehlung

Das Veranstaltungsprogramm thematisiert nachhaltige Entwicklung.

Wenn das Ziel einer Veranstaltung Nachhaltigkeit ist, dann sollten die Besucher*innen davon auch etwas mit nach Hause nehmen können. Viele Menschen wissen, dass sie sich nachhaltiger verhalten sollten, aber im Alltag klappt es häufig nicht, wirklich etwas zu verändern. Auf einer Veranstaltung kann mit unterschiedlichen Aktionen ein positiver Einfluss auf das alltägliche Verhalten der Gäste ausgeübt werden.

Je nach Event und der Zielgruppe bieten sich unterschiedliche Wege an, Nachhaltigkeitsthemen mehr oder weniger präsent ins Veranstaltungsprogramm zu integrieren, beispielsweise durch erlebnisorientierte Angebote, Workshops, Diskussionsbeiträge oder Ausstellungen, besonders nachhaltig gestaltete Areale auf der Veranstaltung, oder die Kommunikation des Nachhaltigkeitsengagement der Veranstaltenden an die Gäste.  

In dem Buch „Psychologie im Umweltschutz“ von Karen Hamann und Kolleg*innen werden sechs Bereiche vorgestellt, die sich auf umweltrelevantes Verhalten auswirken können. Dazu zählen:  

  1. die persönliche ökologische Norm, 
  2. soziale Normen, 
  3. die tatsächlichen Vorteile und Kosten eines Verhaltens,  
  4. die Intention für eine Verhaltensweise, 
  5. Routinen,  
  6. und Emotionen. 

Alle Aspekte können in Veranstaltungsaktivitäten angesprochen werden, um Menschen zu ermutigen, ihr Alltagsverhalten nachhaltiger zu gestalten – einzeln, aber am besten in Kombination! In dem verlinkten Buch werden viele Beispiele gegeben. 

 

DIE PERSÖNLICHE VERHALTENSNORM ANSPRECHEN 

Viele Veranstalter*innen versuchen vor allem die persönliche ökologische Norm zu ändern, indem sie den Gästen viele Informationen anbieten. Das sorgt zwar schon dafür, dass Menschen z.B. besser über ein Problem Bescheid wissen und u.U. auch Verantwortung dafür übernehmen möchten, ein Umweltproblem zu lösen. Aber allein reicht das nicht aus! Um auch die sog. Selbstwirksamkeit von Veranstaltungsgästen zu fördern – d.h. das ernsthafte Gefühl, mit den eigenen Taten auch wirklich etwas bewirken zu können – ist es sinnvoll, Menschen neben den Problemen auch Lösungen zu kommunizieren, die sie tatsächlich umsetzen können.  

 

SOZIALE NORMEN NUTZEN 

Ein Beispiel, in dem die Wirkweise von sozialen Normen ausgenutzt würde, könnte das folgende sein: Veranstaltungsgästen könnte beim Kauf ihres Tickets kommuniziert werden, dass bereits 68% derjenigen, die ein Ticket erworben haben, sich auch verpflichtet haben, klimaneutral anzureisen. Das zeigt Veranstaltungsgästen, dass sich die Mehrheit bereits für die klimaneutrale Anreise entschieden hat, sodass der Druck für die Einzelperson erhöht wird, die eigene Anreise ebenfalls zu kompensieren.  

 

UMWELTFREUNDLICHES VERHALTEN VEREINFACHEN 

Wenn z.B. genügend Abfalleimer auf dem Gelände aufgestellt werden, in denen Abfall sortenrein getrennt werden kann, und diese gut erreichbar sind, dann werden die tatsächlichen Hürden für ein Verhalten reduziert. Dann fällt es vielen Menschen auch tatsächlich leichter, Abfall in einem Abfalleimer zu entsorgen.  

 

SICH VERPFLICHTEN, ETWAS ZU ÄNDERN 

Um ein neues Verhalten im Alltag umzusetzen, kann es hilfreich sein, mit sich selbst einen „Vertrag“ oder eine Absichtserklärung aufzusetzen, in der sich Menschen konkret verpflichten, sich anders zu verhalten. In einer kreativen Variante an einem Infostand oder im Rahmen einer Mitmachaktion könnten Menschen auch auf einer Veranstaltung eine solche Selbstverpflichtung abschließen, z.B. in der darauffolgenden Woche etwas zu tun, zu dem sie auf der Veranstaltung inspiriert wurden – wie ausschließlich vegetarisch zu kochen.  

 

EMOTIONEN ANSPRECHEN 

Im Rahmen einer kurzweiligen Veranstaltung kann es sehr schwierig werden, umweltverträgliche Routinen bei den Besuchenden zu etablieren. Die Faustregel ist hier, dass Menschen ungefähr drei Wochen brauchen, um eine neue Routine für sich zu etablieren. Im Gegensatz dazu bieten Veranstaltungen aber die Gelegenheit, um intensiv mit den Emotionen der Veranstaltungsgäste zu arbeiten. Denn Veranstaltungen sind erinnerungswürdige Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben. Durch welche besonders beeindruckenden Installationen die Emotionen der Veranstaltungsgäste angesprochen werden können, bleibt Veranstalter*innen in kreativem Auftrag überlassen!  

Das Webportal des Rates für Nachhaltige Entwicklung www.tatenfuermorgen.de ist eine Sammelstelle für Aktionen und Projekte, die im Rahmen der Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit stattfinden. Auf der Netzwerkkarte sind über 100 Projekte und Akteur*innen für den Raum Hamburg eingetragen, die sich jeden Tag für mehr Nachhaltigkeit vor Ort einsetzen. Die Datenbank bietet tolle Anknüpfungspunkte für Veranstalter*innen, die mit Nachhaltigkeitsprojekten vor Ort kooperieren möchten!

Raum zu erleben und Orte mit bestimmten Nachhaltigkeitsthemen zu verknüpfen, bleibt im Gedächtnis und auch auf großen Festivalgeländen oder dezentralen Veranstaltungen besteht die Möglichkeit, das Konzept von Stadttouren aufzugreifen und zu Nachhaltigkeitsaspekten zu informieren. Es gibt einige Initiativen in Hamburg, die bereits Stadtrundgänge zu Nachhaltigkeitsaspekten anbieten:

  • Die Open School 21 veröffentlicht ein aktuelles Programm zu Stadtrundgängen für Schulklassen zu unterschiedlichen Facetten von Nachhaltigkeit wie z.B. Fairem Handel oder Stadtentwicklung.
  • Die Hafengruppe Hamburg bietet „Alternative Hafenrundfahrten“ an u.a. zu den Themen „Welthandel“, zu „Migration und Rassismus“ oder „Energiepolitik“.
  • Auf dem Hinz und Kunzt Stadtrundgang zeigen Obdachlose Orte in Hamburg, die ihren Alltag prägen.
  • Die StattTour ist ein Projekt von Enactus Hamburg, die Stadttouren in Rollstühlen durchführen und mit Interessierten über Barrierefreiheit sprechen.
  • Smoothie-Fahrrad
    Smoothie-Fahrräder zeigen eindrücklich, wieviel Bewegungsenergie notwendig ist, um einen Mixer soweit anzutreiben, dass ein Saft oder Smoothie hergestellt werden kann. Die anstiftung hat ein Videoseminar zum Selbstbauen eines Smoothie-Fahrrades online gestellt!
  • Morgenwelt rocks Fahrraddisko & Pedal Power Stage
    Die Musik läuft nur, wenn in die Fahrradpedale getreten wird? Das ist das Prinzip der Fahrraddisko von Morgenwelt rocks. Der Strom für die Bühne wird ausschließlich durch die Muskelkraft der Menschen produziert, die während der Bühnenshow Fahrrad fahren.
  • Das 17ziele Mobil
    Das 17ziele Mobil ist ein Projekt von Engagement Global, in und an dem sich Veranstaltungsgäste interaktiv mit den globalen Nachhaltigkeitszielen der UN beschäftigen können. Das 17ziele Mobil war bereits auf einigen Festivals unterwegs.
  • Zelt17
    Im Zelt17 werden Nachhaltigkeit und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit Workshops, Vorträgen und Diskussionen und persönlicher Beratung zu individuellen Handlungsoptionen interaktiv erfahrbar.
  • Interaktive Rallye mit Actionbound
    Actionbound ist eine Plattform, auf der Rallyes für Veranstaltungsorte, Städte, Museen und Co. angelegt werden können. Für die Stadt Hamburg sind bereits einige „Bounds“ angelegt, z.B. zum Thema “Fairer Handel” (von hamburg mal fair).Vielleicht ist eine Nachhaltigkeitsrallye für euer Veranstaltungsgelände die perfekte Ergänzung zum Bühnenprogramm?
  • Schnippeldisko
    Schnippeldiskos oder Disco Soups wurden von Slow Food Youth initiiert und finden mittlerweile überall auf der Welt statt, um Aufmerksamkeit für Lebensmittelverschwendung zu schaffen. Auf vielen Veranstaltungen wird gemeinsam mit Veranstaltungsgästen gerettetes Gemüse und Obst zu Gerichten verarbeitet.
  • Solarbetriebene Aufladestationen für Smartphones
    Solarstationen, an denen Handy-Akkus wieder aufgeladen können, zeigen eindrücklich, welche Kraft erneuerbare Energien haben und schaffen Bewusstsein dafür, wie selbstverständlich wir normalerweise elektrische Energie im Alltag konsumieren. Das Atelier Fleiter gestaltet darüber hinaus Installationen, in denen Elektrizität thematisiert wird, wie z.B. das “The Electric Hotel”, an dem Handys geladen werden können, oder den “Spinning Generator”, ein zum Stromgenerator umgebautes Fitnessgerät.
  • (Kleider)Tauschparties
    Tauschparties für Bücher, Kleidung oder andere Alltagsgegenstände funktionieren nicht nur für sich selbst als Veranstaltung, sondern auch im Rahmen von Liveveranstaltungen. Veranstaltungsgäste können dazu aufgefordert werden, coole Dinge zum Tauschen mit zur Veranstaltung zu bringen und vor Ort in etwas einzutauschen.
  • “The Circular Container”
    „The Circular Container“ der Festivalberatung Fuchs&Hirsch und Tutaka, der Plattform für nachhaltiges Gastgebertum, wurde zum ersten Mal auf dem Future Playground des Reeperbahn Festival 2019 aufgestellt. Die Veranstalter*innen setzten den Container ein, um innovative Produkte zu Nachhaltigkeit auf dem Festival sichtbar und erlebbar für alle Veranstaltungsgäste zu machen.
  • Tentation 
    Die Hamburger Designerin Katrin Rieber schneidert unter ihrem Label tentation modische Regenjacken, -mäntel und Accessoires aus auf Festivals zurückgelassenen Zelten. Darüber hinaus bietet sie auch Upcycling-Workshops für Festivals an, in deren Rahmen die Teilnehmer*innen Masken aus Müll fertigen.

  • Escape Room zu Klimawandel
    Escape Rooms sind sehr beliebt! Der spielerische Ansatz kann auch dabei helfen, sich mit eigentlich etwas unbequemen Themen lösungsorientiert auseinanderzusetzen und eigenes Verhalten zu reflektieren. Auch rund um das Thema Nachhaltigkeit gibt es ein Angebot in Hamburg: Escape Climate Change!
  • Abfallstationen
    Abfallsammelstellen gehören auf vielen Veranstaltungen bereits fest dazu. Hier können Informationen bereitgestellt werden zu den verschiedenen Abfallarten und wie diese getrennt werden. Veranstaltungsgäste können zum direkten Selbsttest aufgefordert werden wie es hier in einer Online-Version veranschaulicht wird: „Wissen Sie, was in welche Tonne gehört?“.
  • Feinstaubmesssensoren selbst bauen ­­
    Code for Hamburg hat das Projekt zum Selbstbauen von Feinstaubmesssensoren initiiert, um mehr frei verfügbare Daten zur Luftqualität in Hamburg zu sammeln.
  • Nachhaltigkeit und Medien bei ECOMOVE International
    ECOMOVE ist eine deutschlandweit und international agierende Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Bildung für nachhaltige Entwicklung über die Nutzung von (neuen) Medien zu unterstützen. ECOMOVE führt Bildungsprojekte durch, entwickelt Lernmaterialien, organisiert Filmveranstaltungen und bietet unterstützende Dienstleistungen an. In der Liste der bisher durchgeführten Projekte sind Filmfestivals zu umweltbezogenen Themen oder medienpädagogisch geprägte Initiativen in der Integrationsarbeit.
  • Plastik recyceln mit Precious Plastic Hamburg
    Precious Plastic Hamburg ist eine gemeinnützige Initiative, die kleine und größere Maschinen baut, um Plastik vollständig zu recyceln. Motiviert durch das Ziel einer vollkommenen Kreislaufwirtschaft zeigen sie Menschen, wie Plastik, das im Alltag anfällt, zu etwas Anderem gemacht werden kann, das nicht im Abfall landet.
  • RepairCafé
    Das Bewusstsein, dass Ressourcen geschont werden, wenn wir Technik und Alltagsgegenstände langfristig verwenden und nicht sofort entsorgen, wenn sie kaputt sind, ist bereits bei vielen Menschen angekommen. In RepairCafés unterstützen Menschen, die sich professionell mit der Reparatur von Alltäglichem beschäftigen oder die viel Erfahrung gesammelt haben, denjenigen, die sich unsicher fühlen, z.B. das kaputte Display ihres Handys zu tauschen. Auf der Website www.reparatur-initiativen.de findet ihr bestehende Initiativen in Hamburg.
  • Mobile Fahrradwaschanlage
    Autowaschanlagen kennen alle, und die rotierenden Bürsten faszinieren. Auch für Fahrräder gibt es Waschanlagen, die für Veranstaltungen gemietet werden können.
  • Insekten ganz groß
    Julia Stoess stellt stark vergrößerte, detailgetreue und wissenschaftlich exakte Modelle von Insekten her. Die Modelle werden in unterschiedlichen Museumsausstellungen präsentiert und sind beeindruckende Arbeiten, die dafür sorgen, dass häufig als ekelig bezeichnete Insekten anders wahrgenommen werden.
  • Nachhaltig geplante Formate für Kinder
    Unter www.brainy-hamburg.de stellt sich Sophie Täuber vor, die Veranstaltungsformate für Kinder besonders ressourcenschonend plant und durchführt.
  • Müllsammeln mit oclean
    oclean Hamburg klärt über die Umweltwirkungen von Abfall auf und bietet unterschiedliche Formate an, in denen Menschen Lösungen für das übermäßige Aufkommen kennenlernen und motiviert werden, zu handeln.
  • Omnibus für Direkte Demokratie
    Der Omnibus für Direkte Demokratie tourt durch Deutschland und machte in der Vergangenheit auch bereits in Hamburg Halt. Zu Veranstaltungen kann der Omnibus eingeladen werden, sodass sich Veranstaltungsgäste interaktiv mit dem Thema „Direkte Demokratie“ auseinandersetzen können.
  • Workshops zu Mode und Nachhaltigkeit
    House of All ist ein Unternehmen aus Hamburg, das „Community Based Fashion“ entwickelt hat – ein Ansatz, bei dem Menschen in die Gestaltung von Mode eingebunden werden und mitentscheiden können, welche Designs zur Produktion freigegeben werden. Die Gründer*innen bieten Workshops zu Design, Reparatur, Kreislaufwirtschaft und Styling an. Die freie Schneiderei mit dem Namen „Tante Sophie’s Nichten“ bietet ebenfalls Nähkurse an, dabei liegt den Gründer*innen die Verwendung bereits vorhandener Textilien insbesondere am Herzen!
  • Fairen Handel erleben
    hamburg mal fair setzt sich für die Förderung Fairen Handels in Hamburg ein und bietet zahlreiche Workshops, Bildungsmaterialien und Co. an, die auch für Veranstaltungen zur Sensibilisierung für Arbeitsbedingungen und globale Lieferketten angefragt werden können.

Naturnahe Bildungsprojekte können auch im Rahmen von Veranstaltungen inspirierende Impulse bei Besucher*innen setzen, sich mit den umliegenden Naturräumen intensiver und handlungsorientiert zu beschäftigen. Beispielsweise fördert die Loki-Schmidt-Stiftung Naturschutzprojekte und bietet Vorträge und Workshops zum Erhalt der Artenvielfalt vor Ort an. Die Deutsche Wildtierstiftung hat sich ebenfalls dem Naturschutz verschrieben und fördert Projekte zum Artenerhalt und begeistert Menschen mit unterschiedlichen Bildungsprogrammen für „die Natur nebenan“. Kräutertouren oder -wanderungen sind weitere tolle Praxisbeispiele für Naturbildung, die auch in Hamburg von zahlreichen Menschen angeboten werden und ergänzend in ein Veranstaltungsprogramm eingebunden werden können.

Im Rahmen des Projekts StadtNatur Berlin fand eine sehenswerte Podiumsdiskussion mit dem Thema „Mit Kultur in eine klimaneutrale Zukunft“statt, die aus dem Humboldt-Saal der Urania gestreamt wurde. Hier ging es darum, was Kultur zur Nachhaltigkeit beitragen kann, und um die Chance, durch Kultur gesellschaftliche Transformation erlebbar machen und voranbringen zu können. Es diskutierten: Esra Kücük (Allianz Kulturstiftung & Allianz Umweltstiftung), Yvonne Büdenhölzer (Berliner Theatertreffen), Katja Lucker (Musicboard Berlin), Christoph Hügelmeyer (die Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH), Jacob Bilabel (Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit). Es moderierte Mia Heresch (music is her passion).

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Beschaffung, Material & Abfallmanagement: Veranstaltungsmaterial & Dekoration

Blumenschmuck wird sparsam eingesetzt und stammt aus nachhaltiger Produktion.

Blumenschmuck ist dann „nachhaltig“, wenn die Schnittblumen aus ökologischer Produktion stammen, regional oder fair gehandelt wurden und saisonal sind. Fachhändler*innen, die zu regional verfügbaren Zierpflanzen beraten, sind über die Initiative Nordfreun.de ermittelbar. Der Saisonkalender für Schnittblumen ist hier verlinkt.  

Der Einsatz von Blumenschmuck kann in der Veranstaltungsplanung zusätzlich so durchdacht werden, dass auch nur die Orte geschmückt werden, die für Veranstaltungsgäste präsent sind, sodass nicht unnötig Blumen gekauft werden müssen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit Pflanzen für Veranstaltungen im Kübel zu leihen. In der Tatenbank sind Fachhändler*innen verlinkt, die Veranstaltungen mit Pflanzen ausstatten können. 

Eine tabellarische Übersicht saisonaler Schnittblumen hat Die Verbraucher Initiative e.V. erstellt, in der für jeden Monat aufgelistet ist, welche Schnittblumen aus Deutschland aus dem Freiland-Anbau oder aus dem Gewächshaus verfügbar sind.  

Neben der Saisonalität spielt auch die ökologische Produktion der Schnittblumen eine Rolle und dass die Pflanzen z.B. fair gehandelt worden sind. Die Siegel, die für die ökologische Lebensmittelproduktion gelten, werden auch für den Gartenbau verwendet. Für Schnittblumen ist zusätzlich z.B. das Flower Label Program oder das Fairtrade-Siegel ein hilfreiches Siegel, um zu prüfen, dass in der Produktion soziale Standards eingehalten werden. 

Die Regionalinitiative Nordfreun.de (https://nordfreun.de/) ist ein Zusammenschluss aus Gärtner*innen, Florist*innen und Fachhändler*innen, die sich in Norddeutschland für die Erhaltung regionaler Blumen- und Zierpflanzenproduktion einsetzen. Fachhändler*innen beraten, welche Schnittblumen regional, saisonal und aus ökologischer Produktion stammen. 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Klimaschutzmaßnahmen: Mobilität

Die Logistik der Veranstaltung wird emissionsarm gestaltet.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Klimaschutzmaßnahmen: Energie

Es werden Maßnahmen ergriffen, um ein energieeffizientes und energiesparendes Verhalten im Team zu fördern.

Jedes Grad weniger bei der Raumtemperatur spart ca. 6% Heizenergie. Nur wenn elektrische Geräte ausgeschaltet sind, verbrauchen sie keine zusätzliche Energie!  

  • Habt ihr einen Überblick, wie viel Strom und Heizenergie im Büro verbraucht wird?  
  • Sind an euren Heizkörpern elektrische Heizungsthermostate installiert?  
  • Lüftet ihr effizient? 
  • Sind Heizkörper frei geräumt, sodass die Heizleistung effizient ausgenutzt wird? 
  • Schaltet ihr alle elektrischen Geräte komplett ab, sobald ihr das Büro verlasst? 
  • Nutzt ihr schaltbare Steckerleisten? 
  • Begrenzt ihr den Warmwasserdurchlauf an den Waschbecken auf der Toilette und in der Küche? 
  • Sind eure Fenster abgedichtet?  
  • Wird das Büro vor allem mit Tageslicht bzw. mit LEDs beleuchtet? 
  • Nutzt ihr Bewegungsmelder, um Licht ein- und auszuschalten?
  • Werden Kühlschränke immer geschlossen?
  • Besucht ihr regelmäßig Fortbildungen, um euer Energiesparpotenzial auszunutzen? 
  • Steuert ihr euren Energieverbrauch aktiv? 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Standbetreiber*innen & Konzept: Programmempfehlung

Es werden Standbetreiber:innen, Referent:innen und Künstler:innen aus der nahen Umgebung angefragt und gebucht.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Standbetreiber*innen & Konzept: Beauftragung & Verträge

Die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien ist mit Partner:innen mit einem Vertrag oder durch verbindliche Checklisten geregelt.

Der Artist Rider ist Teil des Vertrags zwischen Künstler*innen und Veranstalter*innen, in dem im Rahmen einer ressourcenschonenden Veranstaltung ebenfalls Nachhaltigkeit als Leitbild verankert sein kann. Paradigm Agency (zuvor Coda) und die gemeinnützige Organisation „A Greener Festival“ haben gemeinsam einen Green Artist Rider entwickelt, der als Vorlage genutzt werden kann. Die aktuelle Version des Riders von 2019 ist unter Angabe einer Mailadresse auf dieser Website downloadbar.

Es werden u.a. die Themen Transfer, Bewirtung und Beschaffung von neuem Equipment behandelt. Hier findest du Hintergrundinformationen zur Entstehung des Green Artist Riders 

Im deutschsprachigen Raum ist das Green Touring Network Ansprechpartner*in mit Expertise für die Planung und Durchführung nachhaltigerer Touren. 

Bei der Organisation, Programmplanung und (Vorab-)Kommunikation mit Ausstellenden, Standbetreiber*innen und anderen Partner*innen der Veranstaltung sollte Nachhaltigkeit gleich mitbedacht werden:

  • Handelt es sich bei der Vertragspartner*in um ein (junges) Unternehmen oder bspw. einen gemeinnützigen Verein?  

Aussteller*innen können unterschiedlich bepreist werden, um die vorhandenen finanziellen Ressourcen von Standbetreiber*innen zu berücksichtigen. 

  • Welches Produkt/ welche Dienstleistung bietet die Vertragspartner*in konkret an?  

Vorher klar abzusprechen, welche Dienstleistung z.B. an einem Stand angeboten wird, ermöglicht Veranstalter*innen vorab bzgl. vorhandener Nachhaltigkeitsziele der Veranstaltung nachzusteuern und nicht am Veranstaltungstag mit umweltschädlichen Give-Aways überrascht zu werden.  

  • Welche Standfläche wird von Aussteller*innen in qm benötigt? Welcher Stromanschluss und welches zusätzliche Mobiliar wird benötigt? 

Viele Veranstaltungen fragen nach dem benötigten Stromanschluss. Es kann allerdings auch sinnvoll sein, mit Standbetreiber*innen ins Detail zu gehen und konkret die Geräte abzufragen, die z.B. mit Strom versorgt werden sollen. Bei der Planung alternativer Energiekonzepte helfen diese Informationen beim bedarfsgerechten Einsatz von Energie.  

  • Sollen Aussteller*innen verpflichtet werden, eine Pauschale zu entrichten, um z.B. ihre Anreise standardmäßig zu kompensieren und die nachhaltige Umsetzung der Veranstaltung zu gewährleisten?  

Um ggf. Mehrkosten für Reinigungsmaßnahmen aufzufangen oder die Kompensation von Emissionen zu finanzieren, können Aussteller*innen dazu verpflichtet werden, eine Umweltpauschale zu entrichten 

  • Gibt es Möglichkeiten für Austeller*innen, sich über ein anderes Format als einen Infostand zu präsentieren? Welches Format möchte die Aussteller*in in welchem Umfang wahrnehmen? 

An Infoständen werden in vielen Fällen vor allem bedruckte Flyer verteilt. Dabei ist diese Art der Informationsweitergabe nicht immer der effektivste oder spannendste Weg, um sich als Organisation auf einer Veranstaltung vorzustellen. Mitmachaktionen, die sogar mehrfach auf Veranstaltungen aufgebaut werden können, können ggf. ressourcensparender sein und einen langanhaltenderen Effekt bei Besucher*innen haben.  

  • Gibt es eine Eventapp oder Onlineangebote, in denen sich Aussteller*innen präsentieren können? In welchem Umfang und was genau möchte die Aussteller*in über die Kanäle kommunizieren? 

Digitalisierte Kommunikation kann auf der einen Seite helfen, den Einsatz gedruckter Informationsmaterialien zu reduzieren, auf der anderen Seite bieten z.B. Eventapps die Möglichkeit, viele Teilnehmer*innen auf dezentralen Veranstaltungen gleichzeitig z.B. zu Abläufen, dem Programmangebot aber auch zu Sturmwarnungen zu informieren. 

Am einfachsten ist die Kommunikation mit potenziellen Projektpartner*innen, wenn für alle Seiten klar ist, zu welchem Zweck kooperiert wird, was verhandelt wird und ggf. zu welchem Preis. Mit Dienstleister*innen werden in vielen Fällen Verträge geschlossen, in denen die Bedingungen für die Kooperation festgelegt werden. Im Rahmen einer Veranstaltung, die in ihrer Nachhaltigkeitsleistung verbessert werden soll, ist es empfehlenswert z.B. ein Leitbild zu entwickeln, dass den Veranstalter*innen und Kooperationspartner*innen für die angestrebte Nachhaltigkeitsleistung Orientierung geben kann.

Mit Partner*innen, mit denen die Kooperation nicht vertraglich geregelt wird, können Veranstalter*innen trotzdem eine Selbsterklärung unterzeichnen lassen, in der die Partner*innen bestätigen, dass sie sich klar mit den Werten der Veranstaltung identifizieren. Wenn mit Partner*innen kein Vertrag über die zu erbringende Nachhaltigkeitsleistung besteht, ist es schwierig, diese als Veranstalter*in zur Verantwortung zu ziehen. Nichtsdestotrotz können Veranstalter*innen aufmerksam verfolgen, wann welche Vereinbarungen nicht eingehalten worden sind, und nach der Veranstaltung das klärende Gespräch suchen, sobald der Stress der Veranstaltungstage selbst abgefallen ist. 

Dienstleistende, insbesondere Standbetreiber*innen, können die nachhaltige Durchführung eurer Veranstaltung maßgeblich beeinflussen. Eine verbindliche Regelung zur Einhaltung von Verhaltensweisen und Kriterien empfiehlt sich vor allem für Events wie Straßenfeste, Weihnachtsmärkte oder Festivals und Sportveranstaltungen mit vielen Foodtrucks. Kriterien, die die Grundlage für eine effektive Zusammenarbeit schaffen, sind beispielsweise:

  • Erhebung von Basisdaten (z.B. Stromverbrauch, Abfallvolumen, Verpackungsart der Produktausgabe)
  • Einhaltung von Maßnahmen zum Mitarbeiter*innen-Schutz
  • barrierefreie Kommunikation durch den Einsatz von Piktogrammen
  • Kennzeichnung tierischer Produkte
  • Plastikfreie Ausgabe von Speisen und Waren an Gäste
  • Reduktion des Energieverbrauchs (z.B. durch Einsatz von LED-Beleuchtung)
  • Reduktion von Lebensmittelverschwendung (z.B. durch Kooperationen mit Foodsharing-Initiativen)
  • Schutz kritischer Ressourcen & Tierschutz in der Beschaffung von Lebensmitteln und Cateringprodukten
  • Grundwasserschutz durch Einsatz nachhaltiger Reinigungsmittel

Die Details zur Einhaltung der Maßnahmen können mehr oder weniger streng angesetzt werden. Um einen niedrigschwelligen Einstieg zu ermöglichen, empfiehlt es sich, die Kriterien zu staffeln und besonders nachhaltiges Verhalten mit Anreizen zu belohnen. Weiterführende Kriterien können die oben genannten Maßnahmen verschärfen, strengere Auflagen bezüglich der Verpackungen oder Beschaffung von Lebensmitteln enthalten und zusätzlich an der Mobilität der Standbetreibenden, der Zubereitungsart von Speisen, der Kommunikation der Maßnahmen und der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie ansetzen. Beispiele für Standbewerbungen, Verträge oder Vertragsanhänge mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen findet ihr in der Bibliothek in der GEHH-Tatenbank!

Eine nachhaltige Veranstaltung hört nicht bei euch auf, auch die Dienstleister*innen, wie z.B. der gastronomische Standbetreiber, müssen mit ins Boot geholt werden. Dafür ist eine transparente und verständliche Kommunikation der Nachhaltigkeitsmaßnahmen für die Dienstleistenden sinnvoll. Ein (freiwilliger) Zusatzvertrag kann Vertrauen auf beiden Seiten schaffen und gleichzeitig die Maßnahmen erläutern. 

Um Dienstleister*innen aktiv in das Nachhaltigkeitskonzept einzubeziehen und sie zu einem Beitrag zur Erreichung der festgelegten Nachhaltigkeitsziele zu verpflichten, schließt z.B. die altonale GmbH einen Zusatzvertrag „Nachhaltigkeit“ mit ihren Dienstleister*innen ab. Darin wird in ungefähr 100 Wörtern gerahmt, welchen Anteil Dienstleistungen an den gesamten Emissionen der Veranstaltung ausmachen und welcher Zweck mit dem Zusatzvertrag angestrebt wird. Danach werden stichpunktartig die verbindlich umzusetzenden Nachhaltigkeitsmaßnahmen für Standbetreiber*innen aufgelistet, sowie die freiwilligen Maßnahmen, die von der Veranstalter*in begrüßt würden. Die umzusetzenden Maßnahmen sind sehr konkret formuliert wie z.B. der komplette Verzicht auf Plastiktüten an Ständen oder die sortenreine Trennung von Abfall. Des Weiteren könnte z.B. festgelegt werden, welche Quoten an regionalen, saisonalen und biologisch produzierten Lebensmitteln an Foodtrucks erfüllt werden sollen oder welche Einwegmaterialien eingesetzt werden, wenn Mehrwegsysteme nicht einsetzbar sind. 

Das Reeperbahn Festival hängt an Verträge mit Dienstleister*innen ebenfalls einen Nachhaltigkeitspassus an, sodass Vertragspartner*innen des Festivals eine Absichtserklärung mit ca. 200 Wörtern unterschreiben, in der vor allem auf den Verzicht von Einwegmaterialien und die bevorzugte Nutzung von Ökostrom hingewiesen wird.  

Beispiele für Standbewerbungen, Verträge oder Vertragsanhänge mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen findet ihr in der Bibliothek in der GEHH-Tatenbank!

Beim WAKE UP Festival wird von allen Ausstellenden eine Umweltpauschale erhoben, um z.B. die durch die An- und Abreise emittierten Treibhausgase zu kompensieren und um für die Reinigung der Veranstaltungsstätte aufkommen zu können. 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Mehrkosten & Preisgestaltung

Mischkalkulationen werden vorgenommen, sodass nachhaltigere Alternativen indirekt subventioniert und damit preisgünstiger angeboten werden können.

Durch eine Mischkalkulation könnt ihr beispielsweise nachhaltigere Speisen und Getränke dadurch preisgünstig halten, indem ihr weniger nachhaltige Alternativen etwas teurer anbietet. So könnt ihr die nachhaltigen Gerichte bei geringem Preisanstieg finanzieren und schafft Anreize für die Wahl der nachhaltigen Optionen.

Bei Mischkalkulationen ist jedoch Vorsicht geboten: In einigen Fällen lohnt es sich mitunter, den erhöhten Aufwand im Preis zu spiegeln – zum Beispiel, wenn gleichzeitig regionale, vegetarische Gerichte sowie Gerichte mit weitaus teureren Zutaten wie Bio-Fleisch angeboten werden.

Auf dem Tollwood Festival in München wird in diesem Fall keine Mischkalkulation vorgenommen. So werden die Mehrkosten, die durch die Verwendung von dem teureren Bio-Fleisch entstehen, auch nur von den Gerichten mit Fleisch getragen und die vegetarischen und veganen Speisen können günstiger angeboten werden.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Beschaffung, Material & Abfallmanagement: Veranstaltungsmaterial & Dekoration

Die gesamte Veranstaltungsausstattung und Dekoration wird anhand von Nachhaltigkeitsaspekten ausgewählt und beschafft.

Für die öffentliche Hand hat sich die Hansestadt Hamburg bereits dazu entschlossen, umweltverträglich zu beschaffen. Grundlage ist § 3 b Hamburgisches Vergabegesetz (HmbVgG). Die Vergabekriterien sind im „Leitfaden für umweltverträgliche Beschaffung der Freien und Hansestadt Hamburg“ – im sog. Umweltleitfaden – praxisnah beschrieben und anhand verschiedener Produktgruppen konkretisiert worden. Der Leitfaden ist unter dem folgenden Link abrufbar: https://www.hamburg.de/umweltvertraegliche-beschaffung/. Veranstalter*innen, die über öffentliche Ausschreibungen beschaffen müssen, finden hier Formulierungshilfen. Der Leitfaden enthält zudem eine Negativliste mit Produkten, die die Hansestadt nicht mehr kauft.  

Das Umweltbundesamt stellt auf der Website www.beschaffung-info.de ein umfangreiches Informationsportal zur umweltverträglichen Beschaffung zur Verfügung. Die Autor*innen betonen, dass das Ziel, umweltverträglich zu beschaffen, klar und verbindlich formuliert werden muss, sodass es bei jeder Entscheidung, Produkte neu zu beschaffen, einbezogen werden kann. Unter „Lebenszykluskostenanalysen“ stehen im Infoportal des Umweltbundesamtes Vorlagen zur Verfügung, mit denen unterschiedliche Produkte im Hinblick auf die gesamte Nutzungsdauer in ihren Kosten verglichen werden können. Denn: Häufig spricht das Argument der zu hohen Anschaffungskosten gegen ein Produkt, das aber unter Umständen durch eine verlängerte Nutzungsdauer langfristig kostengünstiger ist. 

Auf der Website Siegelklarheit werden Produktsiegel bzgl. ihrer angewendeten Nachhaltigkeitskriterien verglichen und bewertet. Das Informationsportal ist gefördert von der Bundesregierung und im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aufgesetzt worden. Es werden Siegel in den folgenden Produktgruppen verglichen: Textilien, Papier, Laptops und Co., Holz, Lebensmittel, Wasch- und Reinigungsmittel, Natursteine, Leder und Mobiltelefone. 

Es gibt unterschiedliche Siegel, die auch im Veranstaltungskontext angewendet werden können. Grundsätzlich gilt, dass nicht jedes Siegel einen hohen Nachhaltigkeitsanspruch hat. Im Zweifel gilt allerdings auch, dass ein Produkt mit einem Siegel eher umweltfreundlicher oder sozial verträglicher hergestellt worden ist als ein vergleichbares Produkt der gleichen Produktgruppe ohne Siegel. 

Im Messebereich ist das Leihen von Mobiliar, Geschirr und Pflanzen gängig, um Veranstaltungen zu organisieren und auszustatten. Auch aus Perspektive der Umweltverträglichkeit ist das Leihen von Veranstaltungsequipment, das nur über einen bestimmten Zeitraum benötigt wird, besser, als Material zu kaufen, das ggf. nicht direkt wiederverwendet wird und über viel längere Zeiträume eingelagert werden muss. 

Dabei sollten lokale oder regionale Ausstatter bevorzugt werden. (Hier eine Auswahl in Hamburg.) Der Transport von Materialien zum Veranstaltungsort ist nämlich eine Quelle an Treibhausgasemissionen, die berücksichtigt werden sollte, wenn es um die Ökobilanz aller Veranstaltungsaktivitäten geht. 

Herkömmliche Kunststoffe aus Erdöl haben in Sachen Nachhaltigkeit einen schlechten Ruf, daher werden immer mehr Produkte aus “Bioplastik” angeboten. (Der Marktanteil weltweit beträgt jedoch nur ca. 1%.) Der Begriff wird unterschiedlich ausgelegt: Häufig werden Kunststoffe als Biokunststoff, Bioplastik oder bio-basierter Kunststoff bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe produziert werden. Eine biologische Abbaubarkeit muss nicht unbedingt gegeben sein. Eine andere Definition bezieht sich gerade auf die biologische Abbaubarkeit, aber nicht auf die Rohstoffe – d.h. auch Kunststoffe aus Erdöl können als “Bioplastik” bezeichnet werden, wenn sie biologisch abbaubar sind. Demnach kann ein Biokunststoff biobasiert und gleichzeitig biologisch abbaubar, biobasiert und nicht biologisch abbaubar oder aber erdölbasiert und biologisch abbaubar sein.

Der am häufigsten verwendete Biokunststoff ist PLA (kurz für Polylactid), also Milchsäure. Dieser Stoff wird aus Stärke gewonnen und basiert auf nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr, Mais oder Kartoffeln. Doch auch „nachwachsende Rohstoffe“ sind keine unbegrenzt vorhandene Ressource: ihre Erzeugung verbraucht Böden, Dünger und häufig Pestizide. Es besteht die Gefahr, dass nachwachsende Rohstoffe in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelherstellung treten. Zudem ist eine beträchtliche Menge an Energie notwendig, um Bioplastikprodukte herzustellen. Diese geht genauso wie bei der Verbrennung auch bei der Verrottung vollständig „verloren“.

Der BUND bemängelt außerdem, die Vorstellung, man könne Bioplastik einfach wegwerfen, weil es ja verrotten würde, fördere die Wegwerfkultur. Dabei zersetzen sich biologisch abbaubare Kunststoffe jedoch nur unter optimalen Bedingungen – das heißt bei der richtigen Temperatur und entsprechender Rottezeit. Diese ist weder im Kompostierwerk noch in der Natur gegeben. Darüber hinaus können aufgrund ihrer chemischen Struktur nicht alle Biokunststoffe recycelt werden. In der Praxis werden sie deshalb aussortiert und landen letzendlich im Restmüll.

Kann es also überhaupt wirklich nachhaltigen Biokunststoff geben? Das Umweltbundesamt schreibt, dass ein wirklich nachhaltiger Biokunststoff folgende Eigenschaften aufweisen müsste, um herkömmlichen Kunststoffen nachweislich ökologisch überlegen zu sein:

  • Die Rohstoffe müssen aus nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaft stammen
  • Es sollten vermehrt Reststoffe aus der landwirtschaftlichen und Nahrungsmittelproduktion eingesetzt werden
  • Die Produkte sollten mehrfach verwendbar sein
  • Am Ende des Produktlebenszyklus sollte eine hochwertige stoffliche oder energetische Verwertung stattfinden

Das Umweltbundesamt resümiert, dass Bioplastik nicht nachhaltiger ist als herkömmlicher Kunststoff. Die Umweltauswirkungen sind nicht wesentlich besser, sondern verschoben: “Während konventionelle fossilbasierte Kunststoffe mehr klimawirksames CO2 freisetzen, äußert sich der ökologische Fußabdruck biobasierter Kunststoffe in einem höheren Versauerungs- und Eutrophierungspotential sowie einem gewissen Flächenbedarf.” Deshalb sollte bei der Beschaffung immer geprüft werden, ob es nicht Alternativen aus nachhaltigeren Materialien als Kunststoff gibt. Zudem sollten Mehrwegprodukte Einwegprodukten immer vorgezogen werden.

Für Veranstaltungen, die Außenbereiche nutzen oder ausschließlich auf Freiflächen stattfinden, sind Zelte häufig unverzichtbar. Dabei gibt es unterschiedliche Aspekte, auf die ihr im Hinblick auf Ressourcenschonung achten könnt.

Könnt ihr Zelte bei einer Eventausstattung leihen?
So wie im gesamten Beschaffungskonzept ist auch bei Zelten das Leihen besser als ein Neukauf, um die Verwendung und Verarbeitung von Ressourcen zu schonen.

Wie wird der Boden geschützt?
Am besten werden Veranstaltungsorte und Standorte für Zelte so gewählt, dass sie auf bereits befestigtem Grund aufgestellt werden. Dann werden keine Flächen und Böden zusätzlich belastet, die vorher nahezu frei von Aufbauten oder Ähnlichem geblieben sind.

Aus welchem Material besteht die Konstruktion, sofern das Zelt ein Gerüst hat?
Gerüste aus Holz, das aus regionaler, nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, sind nachhaltiger als Gerüste aus Leichtmetall oder Kunststoff und dabei genauso stabil.

Aus welchem Material besteht der Zeltstoff?
Beim Material für Zeltstoffe gibt es unterschiedliche Ansätze: Während Domo Camp als Campingausstatter für Festivals auf bio-zertifizierten Baumwollstoff für Zelte zurückgreift, nutzt Strohboid Textilien aus Lyozell, das aus heimischen Holzfasern produziert werden. TentSetter produziert seine Sonnensegel ausschließlich in Hamburg, nutzt dafür jedoch PVC. Tutaka hat in ihr Sortiment Festivalzelte aus Pappe aufgenommen, die für den temporären Einsatz in Camping-Zonen gedacht sind. Die negativen Umweltwirkung der Zeltstoffe oder Materialien sind ohne konkrete Daten schwierig gegenüberzustellen und es gibt viele Faktoren, die hier eine Rolle spielen: Lyozell verbraucht in der Herstellung viel Energie und kann abhängig von den Wäldern, die zur Produktion genutzt werden, u.U. auch zur übermäßigen Abholzung beitragen. Dafür kommt es ohne den wasserintensiven Anbauprozess der Bio-Baumwolle aus. Sowohl Bio-Baumwolle als auch Lyozell sind biologisch abbaubar. Bio-Baumwolle trägt direkt und indirekt weniger Schadstoffe in die Umwelt ein als erdölbasierte Kunststoffprodukte wie PVC: Die Zusatzstoffe, die diesen Materialien ihre gewünschten Eigenschaften geben, entweichen mit der Zeit als Schadstoffe in die Umwelt. Bei vielen Zeltverleihen wird nicht streng auf PVC verzichtet. So wie bei vielen Abwägungen, ist hier auch ausschlaggebend, welche Aspekte euch bei der Beschaffung von Zelten wichtig sind, wie zum Beispiel die Luftqualität im Inneren oder die Fähigkeit, Wärme zu halten.

In unserem Dienstleistungsportal unter Camping und Ausstattung und Dekoration sind einige Hersteller*innen und Dienstleister*innen für den Verleih von Zelten gelistet. Auch die Dienstleister*innen im Infoportal setzen unterschiedliche Schwerpunkte, die mehr oder weniger zum Nachhaltigkeitskonzept eurer Veranstaltung passen können.

Bühnen nachhaltig zu gestalten ist gar nicht so leicht, denn die künstlerische Freiheit sowie begrenzte Ressourcen stehen oft im Vordergrund. Grundsätze einer nachhaltigen Bühnengestaltung sind u.a.:

  • Bühnenbilder werden so konstruiert und geplant, dass sie nach der Spielzeit bzw. nach der Veranstaltung leicht wieder in ihre einzelnen Materialien zerlegt und wiederverwendet oder recycelt werden können.
  • Es wird darauf geachtet, umweltverträgliche Materialien, Farben, etc. zu verwenden. Sondermüll produzierende Materialien, Verbundmaterialien und Materialien mit schlechter Recyclingquote werden vermieden oder reduziert.
  • Es werden nur so viele Materialien eingekauft, wie tatsächlich gebraucht werden.
  • Plastische Arbeiten, die den Einsatz von Styropor benötigen, werden, soweit möglich, mit Holz unterbaut, nur die oberste plastische Schicht mit Styropor beklebt.

In unserer Dienstleister-Datenbank findet ihr Partner, die euch dabei helfen, übriggebliebene Materialien, Dekorations- und Ausstattungsgegenstände oder ganze Bühnenbilder der Weiterverwertung durch andere (gemeinnützige) Nutzer zuzuführen, oder diese selbst zu beziehen, zu mieten, zu leihen oder gebraucht zu kaufen. Auch die Vernetzungsgruppe Theater und Nachhaltigkeit bietet in ihrem Online-Wiki eine Liste von Fundus und Materiallagern sowie weitere Einträge und Ressourcen zum Thema Nachhaltigkeit im Theater-/Bühnenbetrieb an.

Ralph Zeger, ein freischaffender Bühnenbildner, hat sich im Rahmen einer Weiterbildung an der LMU München diesem Thema gewidmet und eine Abschlussarbeit (Copyright liegt beim Autor) verfasst, die den Status Quo an deutschen und internationalen Bühnen, die Herausforderungen, aber auch mögliche Lösungen für mehr ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in der Bühnengestaltung zusammenfasst. Diese lassen sich vom Theaterbetrieb auch auf Event-Bühnen übertragen.

Veranstaltungsorte können mit Licht eindrucksvoll und ressourcenschonend gestaltet werden – durch die Dekoration mit Licht entsteht z.B. kein Abfall. Es sollte dabei jedoch darauf geachtet werden, dass effiziente Leuchtmittel (z.B. LEDs) eingesetzt und mit Ökostrom betrieben werden. Bei der Dekoration von Außenräumen mit Licht sollten außerdem die negativen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf die Umwelt berücksichtigt werden. Unnötige Lichtverschmutzung kann vermieden werden, indem Licht effizient an den zu beleuchtenden Ort gelenkt wird, die verwendete Lichtmenge so weit wie möglich reduziert wird und warmweißes Licht mit einem geringen Blauanteil verwendet wird. Die Initiative gegen Lichtverschmutzung bietet weiterführende Informationen und Tipps.

Greenpeace Schweiz hat einen Ratgeber zum Thema Holz herausgegeben. Dort werden unterschiedliche Holzarten danach bewertet, ob diese grundsätzlich aus ökologischen (und sozialen) Gesichtspunkten verwendet werden sollten.  

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Klimaschutzmaßnahmen: Mobilität

Während der Veranstaltung und auf dem Veranstaltungsgelände sind Besucher:innen emissionsarm unterwegs.

Der Ride-Sharing-Anbieter MOIA ist auch in Hamburg vertreten. Das Unternehmen schafft ein elektrisch betriebenes Mobilitätsangebot, das Routen des öffentlichen Nahverkehrs ergänzt und die Nutzung privater PKWs vermeiden soll. Im Normalbetrieb geben Kunden*innen per App an, wo sie abgeholt werden wollen und hinfahren möchten, sodass über einen intelligenten Algorithmus die Wege mehrerer Menschen kombiniert werden können. MOIA arbeitet bereits mit der Hamburger Hochbahn zusammen und auch Veranstalter*innen können Shuttle-Dienste für Besucher*innen gemeinsam mit MOIA realisieren. 

Im Dienstleistungsportal findet ihr noch weitere Anbieter, die eine elektrische oder emissionsarme Mobilität ermöglichen.

48h Wilhelmsburg zeigt, dass auch bei weitläufigen Veranstaltungen, die dezentral organisiert sind, eine emissionsarme Fortbewegung der Besucher*innen möglich ist. Hierfür wurden geführte Spaziergänge zu den verschiedenen Veranstaltungsorten angeboten, um das vielfältige Programm erlebbar zu machen. Außerdem wurden ökologische Mobilitätsangebote mit Hilfe von Stadtradstationen und einer Fahrradgarderobe geschaffen. Darüber hinaus regte die Veranstalterin die Besucher*innen dazu an, eigene ökologische Mobilitätsmittel zu nutzen. 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Kommunikation: Kommunikation nach Außen

Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen werden an Besucher:innen kommuniziert, um sie zum Mitmachen aufzufordern.

In dem zweiseitigen Fact Sheet von Powerful Thinking, einem Think Tank, der die Versorgung von Festivals mit erneuerbaren Energien vorantreiben will, sind die folgenden Beispiele genannt, wie Veranstalter*innen das Thema Energieverbrauch an Gäste kommunizieren können: Solarbetriebene Open-Air-Kinos, fahrradbetriebene Bühnen und  Smoothie-Stationen sowie Kunstinstallationen, die Energie zum Thema machen, so wie das Electric Hotel des Atelier Fleiter. 

Insbesondere beim Einsparen von Ressourcen wie Wasser und Strom, der An- und Abreise sowie der Reduktion des Abfallaufkommens und der korrekten Mülltrennung solltet ihr Besuchende aktiv zum Mitmachen einladen. Folgende Maßnahmen können dabei helfen:

  • eine Ansprechperson vor Ort
  • klare und einheitliche Beschilderung (z.B. von Pfandrückgabestationen und Recyclingstationen)
  • rechtzeitige Kommunikation von Vorab-Informationen, wie beispielsweise Hinweise zu einer klimafreundlichen Anreise
  • Kommunikation über unterschiedliche Kanäle (wie Soziale Medien, Newsletter, ggf. analoges Infomaterial)

Abhängig von der Art und Zielgruppe eurer Veranstaltung könnt ihr darüber hinaus praktische und weiterführende Informationen zur Nachhaltigkeit vermitteln durch:

  • (Live-)Anzeigen zum Ressourcenverbrauch oder fachliche Informationen zu Umweltkonsequenzen (z.B. Informationen über den Klimafußabdruck der angebotenen Speisen oder Einsparungen durch die Wiederverwendung von Mehrwegbechern) oder
  • weiterführende Informationen zur Nachhaltigkeit im (Rahmen-)programm (z.B. Führungen hinter die Kulissen, erlebnisorientierte Angebote wie Fahrraddisko).

Weitere Ansätze hierzu findet ihr auch in Handlungsfeld 3: Standbetreiber*innen & Konzept.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Klimaschutzmaßnahmen: Klimawirkung der Veranstaltung

Klimarelevante Aktivitäten der Veranstaltung, d.h. direkte und indirekte Treibhausgasemissionen, werden erfasst, sodass darauffolgend Einsparpotentiale ermittelt und konkrete Reduktionsziele formuliert werden können.

Wenn indirekte Treibhausgasemissionen ermittelt werden sollen, stehen Veranstalter*innen vor der Frage, wo der Anfang und wo das Ende der Aktivitäten ist, die in die Aufstellung aller Emissionen einbezogen werden müssen und wie diese bilanziert werden sollen.

Die sog. Scope Dimensionen wurden entwickelt, um diese Abgrenzung zu vereinheitlichen. Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, die z.B. durch den Betrieb eines Fuhrparks entstehen. Im Veranstaltungskontext können beispielsweise die unmittelbaren Emissionen gemieteter Transportfahrzeuge durch die verbrauchten Liter Treibstoff ermittelt werden. Scope 2 bezieht sich auf die Emissionen, die bei der Stromproduktion indirekt für das Unternehmen oder die Veranstaltung entstehen. D.h. die Frage, ob der bezogene Veranstaltungsstrom aus erneuerbaren oder fossilen Energien stammt, wird an dieser Stelle einkalkuliert. In Scope 3 werden Emissionen ermittelt, die nicht direkt zu den Aktivitäten der Veranstaltung gehören, aber davor und danach entstehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die An- und Abreise der Veranstaltungsbesucher*innen, aber auch der entstehende Abfall oder die Beschaffung von in der Gastronomie angebotenen Speisen und Getränken fallen in Scope 3. Die Scope 3 Dimensions ist aufgrund ihres möglichen Umfangs in 15 Bereiche aufgeteilt, die auch für Veranstaltungen gültig sind. Im sogenannten „GHG-Protocol“, das weltweit für Unternehmen angewendet werden kann, sind die Scope Dimensionen beschrieben.

Zur Veranschaulichung der SCOPE-Dimensionen und ihrer Anwendung auf Veranstatlungen möchten wir euch diese Übersicht von Averdung Ingenieure & Berater empfehlen.

Mithilfe eines CO2-Rechners kannst du die durch eine Veranstaltung entstandenen Treibhausgasemissionen grob schätzen. Die berechneten Emissionen hängen sehr von den jeweils getroffenen Annahmen der Rechner ab, daher findest du unten unterschiedliche Rechner.

Um die Treibhausgasemissionen exakt aufzustellen, könnt ihr professionelle Beratung in Anspruch nehmen. In der Beratung werden mit euch wesentliche Emissionen ermittelt, und es wird darauf geachtet, dass ihr frühzeitig die richtigen Daten erhebt.

Für die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen und negativen Umweltwirkungen gibt es unterschiedliche Begriffe, die für den Veranstaltungskontext bedingt anwendbar sind. Ökobilanzen oder Life-Cycle-Assessments bezeichnen die Emissionen von Treibhausgasen im Verhältnis zu einem hergestellten Produkt – eine sogenannte Produktbilanz. Auf Veranstaltungen gibt es allerdings häufig kein „Produkt“. Eine andere Möglichkeit ist es, Prozessbilanzen zu erstellen: Die Emissionen werden dann in das Verhältnis zu einem Arbeitsprozess gesetzt, die in einem bestimmten Zeitraum entstehen. Die dritte Möglichkeit ist es, eine sog. Standortbilanz aufzustellen. Das bedeutet, dass die Zuordnung von entstandenen Emissionen an ein (Fabrik-)Gelände gebunden ist und vor allem räumlich begrenzt wird.

Für die Durchführung von sog. Lebenszyklusanalysen gibt es die DIN ISO Norm 14040 bzw. 14044, in denen die Standards für Ökobilanzierung festgehalten sind. Darunter fallen allgemeine Anforderungen an die Berechnung wie z.B. die Festlegung des Untersuchungsrahmens und Standards zur Bestimmung der umweltrelevanten Auswirkungen eines Produkts oder eines Prozesses.

Veranstalter*innen können Treibhausgasemissionen pro Besucher*in oder pro verkaufte Tickets berechnen oder die absoluten Emissionen berichten. Letzteres ist eine gängigere Praxis, da das Verfahren transparenter und weniger fehleranfällig ist. An dieser Stelle gibt es allerdings kein „richtig“ oder „falsch“. Jede*r Veranstalter*in kann unabhängig ein aussagekräftiges Zahlenformat bestimmen, das wesentliche Emissionen der Veranstaltung verständlich vermittelt. In der Tatenbank könnt ihr euch von Beispielen inspirieren lassen. Das Hay Festival hat sich z. B. für absolute Zahlen entschieden und DGTL hat ihre Emissionen eindrucksvoll visualisiert.

Die Klimawirkung einer Veranstaltung zu analysieren und gezielt zu reduzieren kann sich, je nach Veranstaltung und Veranstalter*in, als eine große Herausforderung ausnehmen. Wo soll man überhaupt beginnen? Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es sich um einen mehrjährigen Prozess handelt und dass man nicht alles auf einmal schaffen muss bzw. kann. Auch, wenn im ersten Jahr oder in den ersten Jahren vielleicht noch keine signifikante Reduktion der Klimawirkung erreicht wird, wird langsam die Grundlage für zukünftige Erfolge gelegt.

Der erste Schritt ist eine Ist-Analyse. Werden bei der Veranstaltung normalerweise keine oder nur wenige klimarelevante Kennzahlen erhoben, kann es schon einen ganzen Veranstaltungszyklus dauern, diese erstmals gezielt zu erheben. Diese können dann mithilfe eines CO2-Rechners (siehe entsprechender Exkurs zu dieser Maßnahme) in CO2-Äquivalente umgerechnet werden, d.h. es kann bestimmt werden, wie viele Treibhausgase direkt und indirekt durch die Veranstaltung ausgestoßen werden.

Ein weiterer wichtiger Schritt am Anfang ist,

  1. die größten Stellschrauben zu identifizieren (in welchem Bereich der Veranstaltung werden die meisten Treibhausgase erzeugt und besteht dementsprechend das größte Einsparpotential)
  2. die am leichtesten umzusetzenden Maßnahmen zu identifizieren (welche Maßnahmen können mit dem geringsten Aufwand am schnellsten umgesetzt werden)

Dies kann, je nach Charakter der Veranstaltung, höchst unterschiedlich sein. Handelt es sich um ein Event mit Tausenden internationalen Gästen, ist vermutlich die An- und Abreise der Gäste eine der größten Stellschrauben. Handelt es sich um ein Nachbarschaftsfest speziell für Anwohner*innen, ist die Klimawirkung in diesem Bereich eher vernachlässigbar. Während es für eine Veranstaltung aufgrund bereits vorhandener Infrastruktur ein Leichtes sein kann, auf Mehrweggeschirr umzusteigen, kann dieser Schritt für eine andere Veranstaltung aufgrund fehlender Infrastruktur am Veranstaltungsort einen immensen Organisationsaufwand bedeuten.

In diese Analyse kann auch die Wesentlichkeitsanalyse (siehe Exkurs zu Maßnahme 1.1.4 Das Nachhaltigkeitsengagement der Organisation wird in einem Nachhaltigkeitsbericht Veröffentlicht.) einfließen. Veranstaltungsbereiche, die bei der Berechnung der Klimawirkung einer Veranstaltung normalerweise berücksichtigt werden, sind Energie, Mobilität, Gastronomie, Unterkunft, Beschaffung und Entsorgung.

Nach spätestens einem Veranstaltungszyklus hat man nun eine gute Grundlage, um im nächsten Zyklus die “low hanging fruit”, also die Maßnahmen, die sich am leichtesten umsetzen lassen, umzusetzen und erste Schritte zu unternehmen, um mittel- oder langfristig an den größten Stellschrauben zu drehen (z.B. internationalen Gästen die Kompensation der durch die Anreise verursachten Treibhausgase nahezulegen und/oder eine virtuelle Teilnahme zu ermöglichen). Gleichzeitig kann man nun in jedem Zyklus die Klimakennzahlen gezielt erheben und so systematisch vergleichen.

Organisiert man eine Veranstaltung, die nur einmalig stattfindet, lohnt es sich dennoch, Kennzahlen zu erheben, da diese in den eigenen Erfahrungsschatz einfließen und für zukünftige, ähnliche Veranstaltungen eine Orientierung bieten können. Und bei rechtzeitiger Planung können die “low hanging fruit” in diesem Fall sofort umgesetzt werden.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Standbetreiber*innen & Konzept: Beauftragung & Verträge

Standbetreiber:innen erhalten Anreize und Hilfestellungen, um Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen.

Um nachhaltiges Verhalten von Standbetreiber*innen dauerhaft zu verankern, sollte es nicht nur vertraglich vorgeschrieben, sondern durch Unterstützungsangebote erleichtert und mit Anreizen belohnt werden. Hier bieten sich unterschiedliche Herangehensweisen an: 

  • Wertschätzende Anreize (z.B. Vergabe eines besseren Standplatzes oder bevorzugte Behandlung durch Hervorhebung in der Öffentlichkeitsarbeit des Events) 
  • Monetäre Anreize (in Form von Preisstaffelungen oder Rabatten bei der Standmiete) 
  • Hilfestellungen durch die Vermittlung von Know-How und Materialien auf Informationsplattformen oder Nachhaltigkeitsberatungen für Standbetreiber*innen 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Sponsoring & Förderung

Sponsorings basieren auf der nachhaltigen Ausrichtung der Veranstaltung.

Besonders wenn Organisationen oder Unternehmen selbst im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind, kann für sie das Sponsoring eines nachhaltigen Events attraktiv sein. Eine solche Unterstützung eurer Veranstaltung trägt so positiv zum Image der Sponsor*innen bei – im Gegenzug werden eure Nachhaltigkeitsmaßnahmen finanziell oder durch Know-How unterstützt. Langfristige Partnerschaften und die Einbindung von Sponsorpartner*innen in die Planung, Kommunikation und inhaltlichen Aspekte eurer Veranstaltung tragen oft nicht nur finanziell zu einer zukunftsfähigen Ausrichtung eurer Veranstaltung bei.

Bei der Sponsor*innen-Suche ist es also ratsam, Unternehmen und Institutionen zu recherchieren und zu kontaktieren, die in ihrer Öffentlichkeitsarbeit Ziele und Werte kommunizieren, die sich mit der nachhaltigen Ausrichtung eurer Veranstaltung decken. Krankenkassen sponsern beispielsweise gerne Sportveranstaltungen. Ein konkretes Beispiel aus der Praxis ist die Unterstützung des Eimsbütteler Turnvereins durch Green Planet Energy, die den Sportverein unter anderem mit Ökostrom versorgen und im Gegenzug auf seiner Webseite als Kooperationspartner präsentiert werden.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Mehrkosten & Preisgestaltung

Einnahmenausfälle, die entstehen, wenn einkommensschwachen Besucher:innen eine kostenfreie oder kostenreduzierte Teilnahme ermöglicht wird, werden durch die Veranstalter:innen sinnvoll umgelegt.

Indem ihr Besucher*innen eine kostenfreie oder vergünstigte Teilnahme an eurem Event ermöglicht, könnt ihr die gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit geringem Einkommen stärken. Allerdings müssen die fehlenden Ticketeinnahmen durch das Einsparen von Ausgaben oder durch zusätzlich generierte Einnahmen an anderer Stelle kompensiert werden.

Prüft euer Veranstaltungskonzept darauf, ob ihr auf bestimmte Ausgaben – besonders für unnachhaltige Aktivitäten – vollkommen verzichten könnt. Wichtig ist, dass ihr nicht an den falschen Ecken, zum Beispiel bei der Bezahlung von Künstler*innen, spart.

Eine weitere Möglichkeit für ein soziales Ticketing bietet ein Solidaritätszuschlag beim Ticketverkauf: Besucher*innen, die sich diesen leisten können und möchten, zahlen für ihr Ticket einen Aufpreis oder bezahlen gleich zwei Tickets. So ermöglichen sie anderen einen günstigeren Eintritt. Auch Modelle wie das der Stiftungstage funktionieren, bei denen Stiftungen eine Patenschaft für eine Veranstaltung übernehmen und somit einer gewissen Anzahl an Besuchenden eine kostengünstigere Teilnahme finanzieren.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei: